Wie sich Chöre mit Online-Proben auf Weihnachten vorbereiten

Banger Blick Richtung Fest

Chöre dürfen aktuell kaum proben und in Gottesdiensten ist der Gesang eingeschränkt. Der Musiker und Regionalkantor Matthias Röttger erzählt, wie er mit seinen Chören damit umgeht und diese - so gut es geht - auf Weihnachten vorbereitet.

Können die Chöre an Weihnachten wieder singen? / © SpeedKingz  (shutterstock)
Können die Chöre an Weihnachten wieder singen? / © SpeedKingz ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Am kommenden Samstag ist bei Ihnen die Kirche St. Lambertus auf dem Mettmanner Marktplatz geöffnet. Während Menschen dort zum Beten reingehen dürfen, sorgt die Harfenistin Lili Vanryne mit ihrem Spiel für eine ganz besondere Atmosphäre. Wollen Sie damit Musikerinnen und Musikern die Möglichkeit geben, etwas von ihrer Kunst zu zeigen?

Matthias Röttger (Regionalkantor und Seelsorgebereichsmusiker in Mettmann): Ja, auf alle Fälle. Wir bekommen als Musiker und auch als Kirchengemeinde immer wieder Anfragen von Künstlern, deren Auftritte und Engagements weggebrochen sind. Wir versuchen dann zu helfen. Anstatt dass ich Samstagmorgen Orgel übe, tritt jetzt die Harfenistin auf. Sie kriegt dafür ein kleines Entgelt. Wir haben gleich eine ganz andere Atmosphäre in der Kirche und beiden ist geholfen. Der Musiker und die Leute freuen sich vielleicht auch bei ihrem stillen Gebet.

DOMRADIO.DE: Sie haben viel mit Profimusikern zu tun. Wie schwierig ist denn für Sie die aktuelle Lage für diese Berufsgruppe?

Röttger: Gute Freunde von mir sind normalerweise international unterwegs, zum Beispiel bei den Salzburger Festspielen. Ich weiß von denen, dass sie keine Auftritte haben. Im August hatten wir ein Programm gemacht, bei dem Musiker bei uns im Gottesdienst spielen konnten. Der Gemeindegesang war auch kaum möglich. Jetzt denken wir daran, das in der Adventszeit vielleicht wieder aufzugreifen. Aber ich weiß, dass diese Musiker aktuell alle keine Auftritte haben.

DOMRADIO.DE: Wie kann die Kirche da als Auftraggeber unterstützen?

Röttger: Zum einen haben wir einen freiberuflichen Stimmenbildner, der Stimmbildung in den Kinder- und Jugendchören und auch im Erwachsenenchor macht. Die haben aber aktuell keine regulären Proben. Er wird aber bezahlt und kann dann diesen Stimmbildungsunterricht online machen. Zum anderen können auch Musiker im Gottesdienst auftreten, oder wir geben einfach eine Spende und versuchen so, die Kunst zu fördern.

DOMRADIO.DE: Sie haben in Mettmann viele Chöre. Wie gehen Sie denn mit der aktuellen Situation um?

Röttger: Ich probe mit allen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchören online. Dazu habe ich mir einen Router auf die Orgel-Empore gestellt und singe dann exemplarisch mit maximal vier Sängern, also Sopran, Alt, Tenor. 40 Leute hören dann zu Hause online zu. So hat man doch ein wenig Chorklang. Wenn ich das nur mit dem Klavier vorspiele, dann ist das sehr abstrakt. Und selbst alles singen, kann ich drei Stunden lang auch nicht.

DOMRADIO.DE: Das heißt, vier sind bei Ihnen live und die anderen schalten sich zu.

Röttger: Ja, maximal. Im Kinderchor sind es nur zwei. Aber im Erwachsenenchor habe ich für jede Stimme eine Person. Die Resonanz ist total super. Das Chor-Feeling ist da und man kann zu Hause am eigenen Schreibtisch mitsingen.

DOMRADIO.DE: Können denn da alle im gleichen Tempo bleiben oder gibt es Schwierigkeiten mit zeitversetzten Tönen?

Röttger: Wir singen nicht wirklich gemeinsam. Das Singen über das Internet geht nicht.

DOMRADIO.DE: Aber proben kann man schon. Und normalerweise proben Chöre jetzt für Weihnachten. Wie viel können Chöre nach dem Lockdown noch für Weihnachten überhaupt vorbereiten und rechnen Sie damit, dass es Möglichkeiten gibt, Weihnachtsmusik vorzuführen?

Röttger: Mit Instrumentalisten auf alle Fälle. Aber wir wollen gerne unsere Chöre aktivieren. Es wäre fatal, wenn nach 1.000 Jahren zum ersten Mal kein Chor zu Weihnachten singt. Wir bereiten unsere Chöre so gut es geht vor und müssen jetzt die neuen Verordnungen abwarten. Wir hoffen, dass wir zumindest mit kleinen oder kleinsten Ensembles singen können, aber nicht mit dem großen Chor zusammen. Das ist undenkbar.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Regionalkantor Matthias Röttger, Mettmann / © Gaby Förster  (privat)
Regionalkantor Matthias Röttger, Mettmann / © Gaby Förster ( privat )
Quelle:
DR