Warum eine junge Studentin als Erwachsene gefirmt wird

"Das hat zwei Beweggründe"

Nicola Schneider wäre als Kind fast zur Erstkommunion gegangen, doch dann kamen familiäre Probleme dazwischen, die dem Pfarrer missfielen. Jetzt wird die Erstkommunion im Kölner Dom nachgeholt – zusammen mit der Firmung.

Bei einer Firmung (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Bei einer Firmung (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie aufregend ist es denn zu wissen, dass Ihnen der Weihbischof an diesem Samstag die Hände auflegen wird und Sie dann dieses wichtige Sakrament empfangen?

Nicola Schneider (Studentin): Das ist aufregend, erstmal gar nicht zu wissen, wie das überhaupt ist, gefirmt zu werden. Die Leiterin von der FIDES (Katholische Glaubensinformation, Beratungsstelle für religiös interessierte und suchende Menschen in Köln, Anm. d. Red.) hat uns natürlich vorbereitet und gesagt, wie das alles sein wird. Aber ich glaube, wenn man am Ende dasteht und kurz davor ist, bekommt man schon Herzklopfen.

DOMRADIO.DE: Der Entscheidung, sich im Dom firmen zu lassen, geht bei Ihnen eine Geschichte voraus. Ihre Eltern haben damals die Entscheidung getroffen, Sie nicht an der ersten heiligen Kommunion teilnehmen zu lassen. Die werden Sie morgen auch empfangen. Wieso war das damals so?

Schneider: Das ist damals sehr unglücklich gewesen. Kurz bevor ich das Sakrament der Kommunion erhalten sollte, haben meine Eltern sich scheiden lassen. Es wurde dann vom Pfarrer unmissverständlich mitgeteilt, dass das in gewisser Weise ein Problem darstellt. Dann wurde schlussgefolgert, dass das auch ein Problem mit mir darstellen könnte.

Meine Eltern haben dann bewusst in dem Moment die Entscheidung getroffen: Unter diesen Umständen, unter diesen Voraussetzungen werde ich zu dem Zeitpunkt in meinem Leben das Sakrament der Kommunion nicht empfangen.

DOMRADIO.DE: Ihnen ist es heute wichtig zu betonen, dass Ihnen das damals nicht verweigert wurde. Trotzdem war es vermutlich schwierig für Sie zu sehen, wie Ihre Eltern behandelt wurden. Dennoch wollen Sie gefirmt werden. Warum?

Schneider: Das hat zwei Beweggründe. In erster Linie bin ich angehende Religions- und Geschichtslehrerin. Da brauche ich das Sakrament der Firmung, um dann auch die kirchliche Unterrichtserlaubnis zu erhalten und dann auch ganz offiziell Religionsunterricht geben zu dürfen.

Und zum anderen habe ich ja damals schon am Kommunionsunterricht teilgenommen. Ich bin meinen Lebensweg als Christin schon eingeschlagen. Ich möchte den gerne auch zu Ende gehen.

Ich empfinde mich zwar jetzt schon als vollwertige Christin, aber es ist dann doch etwas anderes, wenn man diese beiden Sakramente gespendet bekommen hat und wenn hoffentlich im Laufe des Lebens noch weitere Sakramente dazukommen.

DOMRADIO.DE: Was sind denn die Beweggründe der anderen Firmlinge, mit denen Sie zusammen im Kurs waren?

Schneider: Das waren ganz unterschiedliche Beweggründe. Es waren ganz, ganz viele verschiedene interessante Charaktere dabei. Einige waren aus familiären Gründen da, weil sie in gerne kirchlich heiraten möchten oder eine Patenschaft übernehmen möchten. Es waren aber auch formelle Beweggründe, etwa dass man zu einem kirchlichen Arbeitgeber wechseln möchte.

Es gab aber auch persönliche Gründe: Man möchte sich mehr mit seinem Glauben auseinandersetzen und geht jetzt diesen Schritt.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie auf morgen schauen, worauf freuen Sie sich am meisten?

Schneider: Am meisten freue ich mich natürlich darauf, im Dom gefirmt zu werden. Ich glaube, das ist für jede Kölnerin und für jeden Kölner ein ganz toller Moment. Der Dom ist für uns Kölner das Heiligtum schlechthin. Ich bin gespannt, mit meinen Gästen da sein zu können. Ich freue mich aber auch auf den Moment danach, wenn ich dann erleichtert bin und eine schöne Zeit mit meiner Familie und mit meinen Freunden verbringen kann.

Das Interview führte Verena Tröster. 


Quelle:
DR
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