Erzbischof Kutwa warnt vor Verschärfung des Konflikts in der Elfenbeinküste

Versöhnung wichtiger als Wahlen

Der Erzbischof von Abidjan warnt, das gesellschaftspolitische Leben in der Elfenbeinküste nehme gerade eine gefährliche Wende. Die Radikalisierung im Vorfeld der Wahlen nehme zu. Gespräche unter den Gruppen seien jetzt geboten.

Proteste an der Elfenbeinküste am 13.08.20 / © Diomande Ble Blonde (dpa)
Proteste an der Elfenbeinküste am 13.08.20 / © Diomande Ble Blonde ( dpa )

Der Erzbischof von Abidjan, Kardinal Jean Pierre Kutwa, hat vor einer weiteren Verschärfung des Konflikts in der Elfenbeinküste gewarnt. Das gesellschaftspolitische Leben nehme derzeit eine gefährliche Wende; vor den Präsidentschaftswahlen, die am 31. Oktober stattfinden, komme es auf allen Seiten zu einer Radikalisierung, sagte er laut der Nachrichtenplattform Abidjan.net (Dienstag) bei einer Pressekonferenz in der Wirtschaftsmetropole Abidjan.

Lösung im Gespräch

Da die Elfenbeinküste "ein Land des traditionellen Dialogs" sei, müssten Gespräche wiederaufgenommen werden. Ziel sei eine Versöhnung des gespaltenen Landes, die "in Wahrheit wichtiger ist als die Wahlen". Allein mit diesen lasse sich der Frieden nicht wiederherstellen, so der Kardinal.

Ouattara will sich Macht sichern

Hintergrund der angespannten Lage ist die Ankündigung von Amtsinhaber Alassane Ouattara, nach zehn Jahren an der Macht erneut zu kandidieren. Zuvor war Amadou Gon Coulibaly, ehemaliger Premierminister und Spitzenkandidat der Regierungspartei RDHP (Sammlung der Houphouetisten für Demokratie und das Volk), überraschend gestorben. Bei Protesten in mehreren Städten kamen Mitte August mindestens vier Menschen ums Leben. Möglich ist Ouattaras erneute Kandidatur durch eine Verfassungsänderung von 2016. Sie erlaubt zwar nur zwei Amtszeiten, rechnet frühere Mandate aber nicht ein.

In der Elfenbeinküste war es 2010 nach der Stichwahl zwischen Ouattara und Laurent Gbagbo zu schweren Unruhen gekommen, bei denen 3.000 Menschen starben. Die Anhänger Gbagbos, dem zwischenzeitlich der Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag gemacht wurde, beklagen zudem, dass dieser nicht als Präsidentschaftskandidat zugelassen wurde. Gbagbo gewann den Prozess 2019, steht aber in Brüssel unter Hausarrest.


Alassane Ouattara, Präsident der Elfenbeinküste / © Legnan Koula (dpa)
Alassane Ouattara, Präsident der Elfenbeinküste / © Legnan Koula ( dpa )