Haitis Bischöfe kritisieren internationales Zögern in Krise

Gewalt, Hunger, Naturkatastrophen

Die Bischöfe Haitis haben die Untätigkeit der Behörden und ein Zögern der internationalen Gemeinschaft kritisiert. Dies brächte Schmerz angesichts der schweren humanitären Krise Haitis und des Leidens des Volkes zum Ausdruck.

Haiti zählt zu den ärmsten Ländern der Erde / © Serhii Mykhalchuk (shutterstock)
Haiti zählt zu den ärmsten Ländern der Erde / © Serhii Mykhalchuk ( shutterstock )

So heißt es in der Erklärung, aus der lokale Medien zitierten. Haiti befinde sich in einer seiner schwersten Krisen und stehe unter der Herrschaft bewaffneter Banden, die Angst und Schrecken verbreiteten und Hunderte Familien in Trauer versetzten.

"Seit vier Jahren erlebt unser Land eine der längsten und tödlichsten sozialen und sicherheitspolitischen Krisen seiner Geschichte. Das ganze Volk, das ganze Land, ist zutiefst betroffen. Der Staat hat die Kontrolle über das Staatsgebiet verloren", so die Bischöfe. Die Bevölkerung sei "gnadenloser Gewalt der Banden und ihrer Verbündeten" ausgeliefert.

Schatten der Gewalt

Die großen Schatten der Gewalt, die sich in Haiti im Dienste kleinlicher Machtinteressen, der Gier und der Spaltung ausbreiteten, würden auch von Angriffen auf Kirchen und Gotteshäuser begleitet, die so nicht mehr funktionieren könnten, heißt es weiter. Seit mehr als drei Jahren habe kein Aufschrei, keine moralische Kraft die Banden aufhalten können. Doch diese Kette müsse durchbrochen werden, um zu verhindern, dass die Menschen noch mehr entmutigt würden.

Insbesondere in der Hauptstadt Port-au-Prince toben schwere Kämpfe zwischen den rivalisierenden Banden, die bereits Hunderte Tote forderten und die Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. Die UN gehen davon aus, dass 60 Prozent des Stadtgebietes von bewaffneten Banden kontrolliert werden.

Politik hoffnungslos zerstritten 

Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moise ermordet, Neuwahlen sind seit Jahren ausgesetzt. Haitis innenpolitische Kräfte gelten als hoffnungslos zerstritten. Vor wenigen Tagen schloss das Nachbarland Dominikanische Republik als Folge eines diplomatischen Streits sowie wegen anhaltender Migration aus Haiti die Grenze.

Neben der schweren innenpolitischen Krise leidet Haiti auch unter einer humanitären Krise, die immer größere Ausmaße erreicht. Das Land leidet laut UN-Angaben unter einer noch nie da gewesenen Nahrungsmittelknappheit. Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, habe nicht genug zu essen, um gesund zu überleben. Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. In den vergangenen Jahren wurde es zudem von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert. Zuletzt kam noch eine Cholera-Welle mit Hunderten Toten hinzu.

Bandengewalt in Haiti

Bei Bandengewalt in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince sind nach UN-Angaben innerhalb von zehn Tagen mindestens 471 Menschen getötet, verletzt worden oder verschollen. Die Vereinten Nationen bezogen sich in ihrer Mitteilung vom 25. Juli auf den Zeitraum vom 8. bis zum 17. Juli. Es gebe zudem Berichte über schwere Fälle sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder - letztere würden auch von den Banden rekrutiert. Rund 3000 Menschen mussten den Angaben zufolge ihre Zuhause verlassen, darunter Hunderte unbegleitete Minderjährige. Mindestens 140 Häuser seien zerstört oder niedergebrannt worden.

Die Kämpfe in vier Bezirken im Norden von Port-au-Prince haben zugenommen / © Odelyn Joseph (dpa)
Die Kämpfe in vier Bezirken im Norden von Port-au-Prince haben zugenommen / © Odelyn Joseph ( dpa )
Quelle:
KNA