BDKJ-Bundesvorsitzende skizziert ihren Kurs nach Wiederwahl

"Muss einen Wandel in der Machtausgestaltung geben"

Lena Bloemacher ist erneut zur Bundesvorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend gewählt worden. Welche Ziele verfolgen sie und der Verband in der Zukunft? Und wo muss die Kirche eventuell noch nachbessern?

Lena Bloemacher, Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), am 10. Januar 2021 in Köln. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Lena Bloemacher, Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), am 10. Januar 2021 in Köln. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind schon seit 2021 Bundesvorsitzende des BDKJ und am Wochenende wiedergewählt worden. Worauf freuen Sie sich besonders? 

Lena Bloemacher (Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher Katholischer Jugend / BDKJ): Ich freue mich darauf, die Grundlagen, die ich in den letzten zweieinhalb Jahren gelegt habe, weiter ausgestalten zu können. Ich habe mir in meinen Arbeitsbereichen ganz viele Ziele gesetzt und die auch bei der Hauptversammlung am Wochenende vorgestellt. Jetzt freue ich mich darauf, diese mit den vielen tollen Menschen, denen ich im BDKJ begegnen darf, umzusetzen. 

DOMRADIO.DE: Am Wochenende haben Sie auch über gesellschaftliche Themen beraten. Was ist da entschieden worden?

 

Bloemacher: Wir haben sehr viele Themen gehabt und insgesamt 13 Beschlüsse gefasst. Ich glaube, man könnte es mit dem Thema "Einsatz für Demokratie und für mehr Gerechtigkeit weltweit" überschreiben. 

Wir haben uns zu den Freiwilligendiensten positioniert und einen neuen Beschluss zum Thema Sternsinger gefasst. Es ging sowohl um Antifeminismus als auch um Feminismus im BDKJ. Mit Blick auf die Bundestagswahl im nächsten Jahr haben wir uns auf eine Demokratie-Kampagne verständigt. Wir haben etwas zum Klimageld beschlossen und zur feministischen Entwicklungszusammenarbeit. Es ist ein buntes Feld an sehr vielen wichtigen gesellschaftlichen Themen. 

DOMRADIO.DE: Zwischen der Jugendorganisationen und den Bischöfen ist es manchmal etwas schwierig. Wie erleben Sie denn momentan das Verhältnis zur Deutschen Bischofskonferenz? 

Lena Bloemacher

"Wir erleben Jugendbischof Wübbe als Partner."

Bloemacher: Der Vorsitzende der Jugendkommission, Jugendbischof Johannes Wübbe, war bei uns. Wir erleben ihn als Partner, der zuhört und uns auch versteht und unsere Anliegen weiterträgt.

Nichtsdestotrotz müssen wir uns natürlich im Gesamten fragen, ob die Bischofskonferenz an einer Kirche interessiert ist, in der Laiinnen und Laien künftig Aufgaben übernehmen können und ob die Kirche auch kritische Stimmen zu Wort kommen lässt. Wir fragen uns, ob die Ergebnisse des Synodalen Wegs wirklich Ergebnisse sind, mit denen auch weitergearbeitet wird. 

DOMRADIO.DE: Der BDKJ unterstützt die Reformbewegung der katholischen Kirche. Worin bestehen denn Ihrer Ansicht nach die Hauptkonfliktfelder dabei? 

Bloemacher: Es muss einen Wandel in der Machtausgestaltung geben. Wer darf Entscheidungen treffen? Ich erlebe es häufiger, dass wir junge, engagierte Menschen haben, die sagen, sie lieben diese Kirche und möchten etwas tun. Wenn sie gut ausgebildet und engagiert sind, kann es nicht sein, dass diesen Menschen die Teilhabe auch in verantwortungsvollen Positionen verwehrt wird. Das geht durch alle Arbeitsfelder hindurch. 

DOMRADIO.DE: Wie stark sehen Sie die Gefahr, dass sich junge Frauen von der Kirche abwenden? 

Lena Bloemacher

"Ich habe viele sehr emotionale Gespräche geführt."

Bloemacher: Diese Gefahr ist riesig groß. Ehrlich gesagt habe ich in den letzten Wochen viele sehr emotionale Gespräche mit jungen Menschen und jungen Frauen geführt, die es kaum noch aushalten. Es kann nicht sein, dass verhindert wird, dass wir uns in der Kirche engagieren können. Das ist ein sehr großes Thema. 

DOMRADIO.DE: Blicken wir mal nach vorne. Wo sehen Sie den BDKJ in zehn Jahren? 

Bloemacher: Ich weiß ja, dass sich der BDKJ weiterhin stark für die Themen von jungen Menschen in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft einsetzt. Wir müssen es schaffen, dass junge Menschen ihr Engagement in den Ortsgruppen weiter ausführen können, dass dafür gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen vorzufinden sind. 

Und wir müssen es schaffen, dass wir uns auch nicht nur für uns selbst engagieren, sondern wie wir es bei der 72-Stunden-Aktion getan haben, auch für andere. Das ist unsere Haltung und das sind die Werte, die wir vertreten wollen. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist der Dachverband von 17 katholischen Kinder- und Jugendverbänden mit rund 660.000 Mitgliedern. Er versteht sich in erster Linie als Interessenvertretung dieser Verbände in Kirche, Staat und Gesellschaft und kümmert sich darüber hinaus um die Absicherung der finanziellen Förderung.

Fahne des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) / © Harald Oppitz (KNA)
Fahne des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR