Eine theologische Betrachtung zur Verkündigung des Herrn

Jeden Tag an Weihnachten denken

So schön sie auch ist, so mancher freut sich, dass die Weihnachtszeit nun vorüber ist, die Tage länger werden und die Natur langsam erwacht. Dabei sollten Christen eigentlich immer an Weihnachten denken.

Autor/in:
Fabian Brand
Verkündigung des Herrn, Malerei in der Votivkirche, Wien / © Adam Jan Figel (shutterstock)
Verkündigung des Herrn, Malerei in der Votivkirche, Wien / © Adam Jan Figel ( shutterstock )

"Heute schon an Weihnachten denken": Diesen Slogan kann man häufig auf Werbeprospekten lesen. Denn so manches Unternehmen wirbt damit, dass man am Besten schon im Hochsommer die Weihnachtsgeschenke kaufen sollte.

Nicht, um den Stress in der Adventszeit abzubauen, sondern um die Wirtschaft anzukurbeln und möglichst viele Menschen möglichst bald zum Kauf eines Produktes zu bewegen. Weihnachten ist da doch ein willkommener Anlass, denn da braucht man sowieso wieder Geschenke für die Liebsten.

Zeichen des Frühlings

"Heute schon an Weihnachten denken": Zugegebenermaßen ist das gar nicht so einfach, jetzt Ende März. Denn die Zeichen stehen doch auf Frühling, und Ostern steht unmittelbar vor der Tür. So lange haben wir uns in den grauen Wintertagen nach mehr Sonne und Wärme gesehnt, und jetzt ist sie hoffentlich endlich da. Da möchte doch keiner an Schnee, an Glühwein, Lebkuchen und Christbaumschmuck denken.

Verkündigung des Herrn

Und doch lädt uns das Kirchenjahr gerade dazu ein: Am 25. März – also genau neun Monate vor dem Weihnachtsfest – feiert die Kirche das Fest Verkündigung des Herrn. Das Fest erinnert an den Besuch des Engels Gabriel bei Maria, der ihr sagt, dass sie bald den Sohn Gottes empfangen wird. Gott wird Mensch – das ereignet sich in einem unscheinbaren Haushalt im Dorf Nazareth. Ganz unbeobachtet kommt Gott in diese Welt, wird er Mensch, weil Maria ihre Zustimmung gibt. Sie lässt sich ein auf den Plan Gottes und wird so zur Mutter seines Sohnes. Das feiern wir alljährlich am 25. März. Mitten in der österlichen Bußzeit denken wir schon an das Weihnachtsfest.

Gott ist mit uns

Eigentlich ist es ein schöner Zufall, dass wir als Christen fast das ganze Jahr an Weihnachten denken können. Bis zur Geburt am 25. Dezember trägt Maria das Kind in ihrem Leib. Damit begleitet uns der menschgewordene Gott das ganze Jahr restliche Jahr hindurch, er ist bei uns. So sagt es ja auch sein Name: Immanuel, Gott ist mit uns. Das ist Frohe Botschaft an diesem Fest Verkündigung des Herrn: dass Gott in unsere Welt kommt, um uns immer und überall an der Seite zu stehen, um uns Weggefährte zu sein an allen Tagen unseres Lebens.

Das ist das große Weihnachtsgeschenk Gottes für uns: dass er sich in seinem Sohn selbst hinschenkt, damit wir das Leben haben und damit wir es in Fülle haben. Deswegen lohnt es sich, schon heute an Weihnachten zu denken, schon heute wieder den Blick Richtung Krippe zu richten. Dort liegt er, der menschgewordene Gott, der zu uns kommt.

Dreimal am Tag Weihnachten

Dreimal am Tag läuten die Glocken vieler Kirchen und laden dazu ein, den "Engel des Herrn" zu beten. Das ist ein altes Gebet, das Christen schon seit vielen Jahrhunderten am Morgen, am Mittag und am Abend sprechen. Und der "Angelus", wie das Gebet auf Lateinisch heißt, meditiert eben dieses Geheimnis von Weihnachten: Maria gibt dem Engel ihr Ja, Gott wird Mensch, das Wort wird Fleisch. Dass Gott in unsere Welt kommt, ist ein so weltbewegendes Ereignis, dass wir uns immer wieder daran erinnern.

So können wir sogar jeden Tag dreimal an Weihnachten denken; nicht an den Christbaum und die Geschenke, sondern an das Krippenkind, das inmitten der Nacht geboren wird und den Menschen Rettung und Heil verheißt. So ist unser ganzes Leben ein weihnachtliches Leben. Der Stern, der über der Krippe aufgegangen ist, strahlt hinein in unsere Welt. Und er strahlt bis heute in unser alltägliches Leben.

Die Menschwerdung feiern

"Heute schon an Weihnachten denken": Das Fest der Verkündigung des Herrn lädt uns ein, neu auf das Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu besinnen. Daran zu denken, dass Weihnachten ein Fest ist, das uns das ganze Jahr über begleitet und unser Leben erfüllt. Das dreimalige Glockenläuten ist ein kleiner Hinweis darauf. Und vielleicht nehmen wir uns in den kommenden Tagen einmal Zeit, um dieses Glockenläuten bewusst zu hören.

Gott wird Mensch für uns – das ist ein so großes Ereignis, dass wir Tag für Tag daran denken sollen. Nicht nur einmal, sondern andauernd. Dann wird unser Leben ein weihnachtliches Leben, eines das erfüllt ist von der Botschaft des Festtages der Verkündigung an Maria: "Das Kind wird heilig und Sohn Gottes genannt werden" (Lk 1,35).

Quelle:
KNA