Eremitin feiert Weihnachten in der Stille

"Ich bin heilfroh"

So wie sie das ganze Jahr über in einem abgelegenen Bauernhaus nördlich von Osnabrück lebt, feiert die Eremitin Maria Anna Leenen seit 30 Jahren auch das Weihnachtsfest: allein. Und so lebt sie glücklich und zufrieden.

Autor/in:
Martina Schwager
Weihnachtsbaum / © IgorAleks (shutterstock)

Sie sei glücklich, wenn sie in Ruhe und Frieden in ihrer Kapell beten könne, sagte die 66-Jährige in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Ich bin heilfroh, dass ich so etwas wie Besuche, Geschenke-Austausch und gemeinsames Kaffeetrinken nicht brauche."

Maria Anna Leenen / © I. Kettmann (privat)
Maria Anna Leenen / © I. Kettmann ( privat )

Menschen, die das Weihnachtsfest unfreiwillig allein verbringen, rät Leenen, sich bewusst auf die Stille und die aufkommenden Gedanken einzulassen und diese aufzuschreiben. "Dann wieder Stille, mindestens eine halbe Stunde, und alles kritisch durchlesen." Das könne zu der Erkenntnis führen, dass jeder Mensch bei allem Schweren und Traurigen auch lichte Momente erlebe.

Weihnachten wird immer stiller

Weihnachten feiert Leenen "die Geburt des Retters der Welt - und meines Lebenspartners: Jesus". Sie versuche, tief in dieses Weihnachtsgeheimnis einzutauchen. Vor 30 Jahren habe sie noch Weihnachtslieder gesungen und bestimmte Menschen angerufen. "Mittlerweile ist vermehrt Stille eingekehrt. Ich singe kaum noch. Es wird immer stiller und ich genieße das sehr."

Einsiedlerin Maria Anna Leenen  (dpa)
Einsiedlerin Maria Anna Leenen / ( dpa )

Sie fühle sich zudem gar nicht allein gelassen, sondern empfinde die Gegenwart Gottes im Lesen, Meditieren und Beten, erzählte die Eremitin. "Ich erlebe Gott in der Welt mit dem ganzen Herzen, dem ganzen Sein, dem ganzen Körper."

Kurze Telefonate und Briefe lesen

An den Festtagen besucht die Eremitin Gottesdienste. Sie kümmert sich um ihre einzigen Mitbewohner - Ziegen, Katzen und einen Hund. Ansonsten verbringt sie viele Stunden in ihrer mit Tannenbaum und Kerzen geschmückten Kapelle. Was sie sich zum Essen zubereite, entscheide sie kurzfristig, berichtete Leenen. Es sei nie besonders aufwendig, denn sie koche nicht gerne. Meistens gebe es Pudding zum Nachtisch und auf jeden Fall "ein gutes Glas Rotwein".

Mit Familie und Freunden telefoniert Leenen laut eigener Aussage in diesen Tagen nur kurz. Sie erhält einige Briefe, schreibt aber selbst keine. Auch auf Adventsschmuck lege sie keinen großen Wert, erzählt die Einsiedlerin. Lediglich einige Kerzen stelle sie in ihrer Küche auf. In diesem Jahr habe sie aber einen Adventskalender geschenkt bekommen, den sie auch aufgehängt habe.

Das Stichwort: Eremit

Ein Eremit  oder auch "Einsiedler" ist ein Mensch, der mehr oder weniger abgeschieden von den Menschen lebt Ursprünglich wurde der Begriff nur auf Christen angewendet, die geistliche Motive für ihre Zuwendung zu dieser Lebensform hatten, nämlich die Wüstentheologie des Alten Testamentes, das heißt, die vierzigjährige Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten, die eine Herzenswandlung bewirken sollte. In der frühen Kirche unterschied man allein lebende (Anachoreten) und gemeinschaftlich lebende Eremiten.

Eremitinnen und Eremiten leben freiwillig in Einsamkeit / © getIT (shutterstock)
Eremitinnen und Eremiten leben freiwillig in Einsamkeit / © getIT ( shutterstock )
Quelle:
epd
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