Fastenimpuls von Schwester Katharina

Schönes im Schweren

Schwester Katharina hat den Brief einer an krebserkankten Frau erhalten. Für ihren Impuls zitiert sie aus dem Brief. Er gibt Zeugnis darüber, dass selbst schwierigste Lebenssituationen ihr Gutes haben können.

Das Leben als Geschenk sehen / © Jens Wolf (dpa)
Das Leben als Geschenk sehen / © Jens Wolf ( dpa )

Eine jüngere Frau hat mir dieser Tage eine lange Mail geschrieben, in der sie mich teilhaben lässt an ihrem Erleben in den letzten Monaten. Ich möchte Ihnen als Impuls für diesen Samstagmorgen aus dieser Mail vorlesen.

Sie schreibt: Du begleitest mich mit den Impulsen durch eine besondere Fastenzeit, denn seit November 2018 bin ich erkrankt. Mit 48 hatte ich langsam mit den Wechseljahren gerechnet, aber nicht mit Darmkrebs. Um Kraft für die nächste OP zu sammeln, spazierte ich gestern durch den Forstbotanischen Garten. Herbert Grönemeyer auf den Ohren – und plötzlich Dein Impuls dazwischen.

Bewegung, Sonne, Farben und Frühlingsluft helfen mir, meine Zellen zu erneuern. Denn eine Chemo weiß leider noch nicht, dass sie nur die bösen Zellen kaputt machen soll. Wie im Leben: Die guten leiden immer mit. Bekannte reagieren betroffen und erschrocken, wenn sie von meiner Krankheit erfahren. Ich musste schon Tränen trocknen, die nicht meine waren. Ich sage dann immer: Es klingt komisch, aber an Port, Chemo und Stoma gewöhnt man sich, wie an eine Lesebrille. Was muss, das muss. Und: All das erweitert die Allgemeinbildung. Ich habe seitdem viele nette Begegnungen mit Ärzten, Pflegepersonal, Taxifahrern und mit Patienten gehabt, für die ich sehr dankbar bin.

Dank vieler guter Gedanken und Kerzen von Freunden, Kollegen und Family im Kölner Dom gab es keine Metastasen. Alles wird gut. Wo habe ich nur diese gute Einstellung her? "Es ist definitiv ein Geschenk Gottes, dass du so positiv bist", sagte neulich ein Kollege. Keine Angst darüber zu reden – und annehmen was ist. Ein bisschen Naivität gehört dazu. Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder. Wem sage ich das?

Oft bin ich sprachlos, wer alles an mich denkt, wer die richtigen Worte findet und wer mich durch alle Unsicherheit hindurch trotzdem berührt. Die Kiste mit Karten und Briefen erinnert mich an die Glückwünsche zur ersten heiligen Kommunion. So ist diese Krankheit ein Geschenk der Wertschätzung und ein Zeichen, dass ich in meinem Leben bisher viel richtig gemacht habe. Geduld gehört neuerdings zu meinen Kernkompetenzen. Das war früher mein Defizit.

Die Franziskanerin Schwester Katharina gibt im DOMRADIO jeden Tag in der Fastenzeit einen aktuellen Impuls aus ihrem Leben als Ordensfrau in Olpe – Hilfe für Notleidende und Gebet bestimmen ihren Alltag. Von Montag bis Sonntag, im Radio ab 6 Uhr im Morgenimpuls, zum Nachhören auf Whatsapp und zum Nachlesen auf www.domradio.de  Anmelden für Whatsapp über www.domradio.de/whatsapp


Quelle:
DR