Kölns Weihbischof erwägt Kommunionempfang für Ausgetretene

"Mich bedrängt diese Situation wirklich!"

Kölns Weihbischof Ansgar Puff hat sich in seiner Predigt im Kölner Dom für eine stärkere Begleitung von ausgetretenen Kirchenmitgliedern ausgesprochen. Schon Jesus sei zu den Enttäuschten gegangen und habe ihnen vor allem zugehört.

Autor/in:
Mathias Peter
Weihbischof Ansgar Puff  / © Hirschbeck (Erzbistum Köln)

"Wenn Enttäuschte ihre Hoffnung wiederfinden, Ausgebrannte wieder für den Glauben brennen und die, die weggegangen sind, wiederkommen, dann sind das die Auswirkungen von Ostern. So etwas kann nur der Auferstandene bewirken." Weihbischof Ansgar Puff sprach am 3. Sonntag der Osterzeit über das Lukasevangelium und die Erzählung von den Emmausjüngern, zu denen der auferstandene Jesus kommt, unerkannt mit ihnen geht und sich mit ihnen unterhält.

Mosaik: Jesus mit zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus  / © Renata Sedmakova  (shutterstock)
Mosaik: Jesus mit zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus / © Renata Sedmakova ( shutterstock )

Sie seien nach Jesu Tod enttäuscht gewesen und hätten sich abgewendet, so Puff: "Auch in unserer Zeit sind viele enttäuscht weggegangen: Das Verbrechen des Missbrauchs durch Kleriker, die Vertuschung durch Bischöfe, gerade wieder durch die Studie aus Freiburg belegt. Mangelnde Kommunikation, Reformstau, Unbeweglichkeit, Ärger vor Ort: viele, auch aus dem innersten Kern unserer Gemeinden, sind aus der Kirche weggegangen."

Sind die vielen Austritte egal?

Ihn bedränge diese Situation sehr. Er wolle im Dom keinen Vortrag halten, sondern die Gläubigen an seinen persönlichen Überlegungen teilhaben lassen: "Ich denke in den letzten Wochen viel darüber nach, ob wir als Gemeinden, als Kirche nicht den Auftrag haben, mit denen unterwegs zu sein, die enttäuscht gegangen sind. Müssen wir die, die geistlich obdachlos werden, nicht stärker begleiten?"

Er habe sich gefragt, warum Jesus die enttäuschten Emmausjünger nicht habe einfach gehen lassen. "Weil Jesus sie liebt!" Und so müssten sich die Katholiken ernsthaft fragen und er als Bischof an erster Stelle, ob sie die Menschen, die aus der Kirche austreten und weggehen, wirklich lieben. "Liebe ich sie wirklich? Oder ist das eigentlich egal?"

Jesus findet Zugang

Jesus habe einen Zugang gefunden zu den Emmausjüngern, indem er erstmal zugehört habe, sie hätten das gespürt: "Der will mir nicht irgendwelche Wahrheiten verkaufen. Der will so zuhören, dass er mich versteht, dass ich meinen Ärger, meine Wut, all meine Not aussprechen kann. Er ist jemand, der wirklich mich gern hat."

Drei Punkte nannte Ansgar Puff im Bemühen um Menschen, die sich von der Kirche abgewendet haben. Zunächst müsse man zuhören, die Entscheidung zum Austritt ernstnehmen. Wenn es möglich sei, über Christus zu sprechen, nicht über die Institution, nicht über Machtstrukturen, Christus und seine Botschaft müsse das Thema sein. Dann wie Jesus eine Einladung abwarten, sich nicht aufdrängen: "Aber wenn man eingeladen wird, bleiben. Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Nicht einfach zur nächsten Sitzung weiter hetzen. Mit denen, die gegangen sind, Gemeinschaft erleben, mich mit ihnen an einen Tisch setzen."

Eucharistie für Ausgetretene?

Weihbischof Ansgar Puff sagte, es falle ihm schwer, dass diese Menschen nicht begleitet würden. Er frage sich in diesem Zusammenhang: "Ist es richtig, sie auch nicht mehr zu uns an unseren Tisch einzuladen? Haben die denn ihren Glauben verloren? Meistens doch nicht. Und wenn die Eucharistie, wie Papst Franziskus einmal gesagt hat, die Medizin für die Müden und Schwachen ist, würde Jesus dann sagen: Ja, du aber nicht. Du bist ja gegangen. Ich stelle mir diese Fragen sehr ernsthaft."

Jesus erwartet Hilfe

Eins sei ihm aber klar: Jesus ermögliche es, dass Enttäuschte wieder Hoffnung hätten, dass Ausgebrannte wieder für den Glauben brennen würden. Sowas könne nur der Auferstandene hinbekommen. Aber: "Von mir und uns erwartet er, dass wir ihm dabei helfen."

Musikalisch wurde der Gottesdienst im Kölner Dom von den Männerstimmen des Kölner Domchores unter der Leitung von Eberhard Metternich und Winfried Bönig an der Domorgel gestaltet. Besonders viele Messdienerinnen und Messdiener waren im Einsatz; die Dommessdiener wurden von Mädchen und Jungen aus dem Seelsorgebereich Düsseldorfer Rheinbogen unterstützt. 

Quelle:
DR