Nairobis Erzbischof hadert mit seiner Kirche

Nach Kritik an "Fiducia supplicans"

Kenias Hauptstadt-Erzbischof Philip Anyolo hat einen Empfang für Journalisten gegeben. Dabei äußerte er sich zugleich kritisch und wohlwollend über die Kirche. Ob der nächste Papst schwarz sein soll, das ist ihm nicht so wichtig.

Philip Anyolo, Erzbischof von Nairobi / © Christopher Beschnitt (KNA)
Philip Anyolo, Erzbischof von Nairobi / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Philip Anyolo, Erzbischof aus der kenianischen Hauptstadt Nairobi, fordert von Gläubigen Beistand und Hingebung für die Kirche auch in schwierigen Zeiten. "Das Beste, was wir tun können, ist unsere Kirche zu lieben", sagte Anyolo am Freitagabend in seinem Amtssitz. Er äußerte sich bei einem Presseempfang, den das katholische Hilfswerk missio München organisiert hatte. Anyolo ergänzte: "Unsere katholische Kirche zu lieben, ist sehr wichtig. Es ist nicht einfach, sie zu lieben, wegen vieler Dinge, die gerade in ihr passieren. Aber es ist die Mutter Kirche. Man kann seine Mutter nicht hassen. In ihr finden wir Heil."

Kritik an "Fiducia supplicans"

Konkrete Angaben zu seiner Kritik an der Kirche machte Anyolo nicht. Ende Dezember hatte er die Segnung homosexueller Paare verboten und sich so gegen die neue Linie des Vatikans gestellt. Mit dem Verbot solle sichergestellt werden, dass die "immerwährende Lehre der Kirche hinsichtlich Heirat" bewahrt bleibe, so der Erzbischof damals. Kurz zuvor hatte der Vatikan die Erklärung "Fiducia supplicans" veröffentlicht, die erstmals eine kirchliche Segnung für Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen gestattet und zugleich betont, dass eine Verwechslung mit dem Ehesakrament ausgeschlossen werden müsse. Viele katholische Bischöfe, gerade in Afrika, verweigerten die Gefolgschaft.

Auf die Frage, wann er mit dem ersten schwarzen Papst rechne, antwortete Anyolo, die Hautfarbe des Heiligen Vaters sei nicht wichtig. Wichtig sei vielmehr, dass der Papst die Gläubigen zusammen zu Gott führe. "Wir brauchen eine heilige Person, die im Geiste Christi geht." Woher ein künftiger Papst stamme, sei also egal – "sei er aus Südamerika oder aus Japan". Jeder Papst bringe seine eigene Vision für die Kirche mit, die gleichwohl auch durch seine Herkunft geprägt sei.

Bereits mehrere Bistümer geleitet

Anyolo (67) führte bereits mehrere Bistümer in seinem Heimatland und war auch schon Vorsitzender der Kenianischen Bischofskonferenz. Seit 2021 ist er Erzbischof von Nairobi. In dem Erzbistum leben rund vier Millionen Katholiken; das entspricht etwa der Hälfte der dortigen Bevölkerung.

Katholische Kirche erlaubt Segnung für homosexuelle Paare

Homosexuelle Paare können ab sofort auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Die vatikanische Glaubensbehörde veröffentlichte am Montag eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen. In dem Text mit dem Titel "Fiducia supplicans" (deutsch: Das flehende Vertrauen) wird betont, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.

Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )
Quelle:
KNA