Übt China Druck auf Christen im eigenen Land aus?

Manche alte Diözese vor der Auflösung

Chinas Regierung strebt offenbar eine eigene Nationalkirche unter völliger staatlicher Aufsicht an. Wie groß die einst bedeutende papsttreue Untergrundkirche noch ist, kann niemand mehr genau sagen.
Der Druck Pekings wächst.

Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel (KNA)
Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel ( KNA )

Das China-Zentrum der Steyler Missionare ist besorgt. Auf die christlichen Gemeinden in China und besonders auf die mit Rom verbundene "Untergrundkirche" übe der Staat zunehmend Kontrolle und Druck aus, erklärte das Zentrum in Sankt Augustin bei Bonn (Dienstag). "Ein immer härteres Durchgreifen zeigen die Behörden vor allem, was die Registrierung von Bischöfen, Priestern und Schwestern anbelangt", so der Direktor, Pater Martin Welling.

Früher seien die Zentren des katholischen Untergrunds als unantastbar angesehen worden, sagte er. Nach Corona seien sie aber so stark unter Druck gesetzt worden, dass manche alte Diözese vor der Auflösung stehe. Wie groß die Untergrundkirche heute noch sei, könne niemand mehr genau sagen, so Welling. Die große Mehrheit der Priester habe sich registrieren lassen, der Rest stehe kurz davor. 

Religionsbüro gibt die Richtung vor

Auch mit Anerkennung durch die offiziellen Stellen bleibe die kirchliche Arbeit in China nicht einfach, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des China-Zentrums, Wolfgang Huber. "Auch offiziell registrierte Bischöfe, Priester und Ordensleute müssen in allem den Entscheidungen und den unzähligen Vorschriften des staatlichen Religionsbüros folgen." Immer wieder müssten sie versprechen, dass sie sich mit aller Kraft für die Autonomie der chinesischen Kirche einsetzen.

Chinas Regierung strebt laut Huber offenbar an, eine eigene Nationalkirche unter völliger staatlicher Aufsicht zu schaffen, die kaum noch vom Ausland, insbesondere vom Papst in Rom, mitgestaltet werden könne. "Das widerspricht vollkommen unserem Gedanken einer katholischen Weltkirche, die sich ja gerade durch internationale Solidarität und gegenseitige Unterstützung auszeichnet", erklärte Huber, der auch Präsident des internationalen katholischen Missionswerk missio München ist.

Das China-Zentrum nahe Bonn dient der Förderung von Begegnung und Austausch zwischen den Kulturen und Religionen im Westen und in China. Mitglieder sind katholische Hilfswerke, Orden und Diözesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Der Orden der Steyler Missionare zählt nach eigenen Angaben rund 6.000 Mitglieder in 80 Ländern.

Zahlen zur katholischen Kirche in China

Das kommunistisch regierte Riesenland China ist multireligiös. Laut dem China-Zentrum in Sankt Augustin bei Bonn sind seine fünf offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften der Buddhismus, Daoismus, Islam, Protestantismus und Katholizismus. Von den 1,4 Milliarden Chinesen sind rund 185 Millionen Buddhisten, etwa 23 Millionen zählen sich zum Islam, zum Protestantismus ca. 38 bis 60 Millionen; ca. 10 Millionen sind Katholiken. Die Zahl der Anhänger des Daoismus ist nicht feststellbar.

Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie (KNA)
Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie ( KNA )
Quelle:
KNA