Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Glotzt nicht so!

40 Tage nach Ostern feiern wir das Hochfest Christi Himmelfahrt. Es markiert das Ende der Zeit des irdischen Jesus. Seit Ostern ist er immer wieder den Aposteln und Jüngern erschienen, hat mit Ihnen gesprochen und gegessen, ihnen den Frieden zugesprochen und auch angekündigt, ihnen bald den Heiligen Geist zu schicken. Am Ende des Lukasevangeliums und am Anfang der Apostelgeschichte wird dann berichtet, wie Jesus vor den Augen seiner Jünger emporgehoben und von einer Wolke aufgenommen wurde, so dass sie ihn nicht mehr sahen.

Ein unglaubliches Bild, finde ich. Den Jüngern muss es ähnlich ergangen sein, denn die Apostelgeschichte berichtet dann von zwei Männern in weißen Gewändern, die bei ihnen standen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel? – Ich stelle mir die Jünger Jesu gerade vor, wie sie wohl ziemlich verdattert und mit offenem Mund nach oben schauen. "Glotzt nicht so!" würde man ihnen heute wohl zurufen.

Ich sehe darin auch unsere Kirche von heute, die wegen all der Krisen und Skandale, wegen all des ganzen Streits ziemlich gelähmt und versteinert mit offenem Mund dasteht und in den Himmel schaut. Ob das nun Bischöfe sind, die sich vor mutigen Entscheidungen drücken und lieber erst einmal warten wollen, was Rom und die öffentliche Meinung so sagen könnten oder auch jeder und jede von uns, die wir so gerne Papiere und Konzepte erarbeiten, anstatt direkt ans Werk zu gehen und andere Menschen von der Botschaft Jesu zu begeistern.

Die Apostel und Jünger haben doch in den Tagen vor Jesu Himmelfahrt das ganze Handwerkszeug überreicht bekommen, quasi die Gebrauchsanweisung mit der Zusage, dass der Heilige Geist schon helfen wird; und wenn es nur beim Gespräch am Gartenzaun ist. In zehn Tagen ist Pfingsten, da feiern wir die Herabkunft des Heiligen Geistes, die manche auch als "Geburtsfest der Kirche" bezeichnen. Nutzen wir doch die Zeit bis dahin und auch darüber hinaus dazu, um diesen Geist zu beten und voller Tatendrang ans Werk zu gehen, anstatt mit offenem Mund in den Himmel zu starren.

Die Jünger haben es damals ähnlich getan, denn am Ende des Lukasevangeliums heißt es schließlich, dass sie in großer Freude nach Jerusalem zurückgegangen sind. Diese Freude über die Botschaft vom Auferstandenen, die wünsche ich Ihnen nicht nur heute von ganzem Herzen!

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