DBK untersucht Gründe und Hindernisse zum Priesterberuf

Zölibat ist hinderlich

Ehelosigkeit und Zölibat sind aus Sicht von Priestern maßgebliche Hindernisse für eine Entscheidung zum Priesteramt in Deutschland. Das geht aus der Umfrage "Wer wird Priester" der Deutschen Bischofskonferenz hervor.

Autor/in:
Johannes Senk
Ehelosigkeit und Zölibat sind aus Sicht von Priestern maßgebliche Hindernisse für eine Entscheidung zum Priesteramt in Deutschland / © Katharina Ebel (KNA)
Ehelosigkeit und Zölibat sind aus Sicht von Priestern maßgebliche Hindernisse für eine Entscheidung zum Priesteramt in Deutschland / © Katharina Ebel ( KNA )

Das soziale Umfeld, aus dem neue Priester in der Regel stammen, sei ziemlich einheitlich, heißt es. Allerdings verschwinde auch dieses Milieu immer mehr.

Die Studie wurde vom Bochumer Zentrum für angewandte Pastoralforschung (zap) im Auftrag der Bischofskonferenz durchgeführt. Eingeladen zur Befragung waren den Angaben zufolge 2.515 Personen, darunter alle 847 Priester, die zwischen 2010 und 2021 geweiht wurden, sowie alle 1.668 Männer, die in diesem Zeitraum das Priesterseminar verlassen haben. Teilgenommen an der Online-Umfrage haben zwischen Oktober 2021 und Februar 2022 letztlich 153 geweihte Priester sowie 18 Seminarabbrecher.

Diskussion nicht auf Zölibat verengen

Rund 73 Prozent der Befragten sind demnach der Ansicht, dass die Ehelosigkeit junge Männer davon abhält, ins Priesterseminar zu gehen. Fast ebensoviele (72,4 Prozent) nannten auch die mangelnde Akzeptanz des Zölibats in der Gesellschaft als relevantes Hindernis. Befragt nach der Rolle, die der Zölibat in ihrem eigenen Leben spiele, stimmten knapp 39 Prozent der Aussage zu, dass es Zeit brauche, ihn zu erfüllen. Über 21 Prozent sehen ihn demnach als Herausforderung, an die sie sich aber halten wollten. Rund 17 Prozent gaben an, ihn problemlos erfüllen zu können, 6,5 Prozent betrachten ihn hingegen als nicht relevant und befolgen ihn auch nicht.

Michael Gerber, Bischof von Fulda und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Julia Steinbrecht (KNA)
Michael Gerber, Bischof von Fulda und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ohne Zölibat gäbe es nicht automatisch mehr Priester 

Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Michael Gerber, warnte jedoch davor, die Diskussion über den Priester-Beruf auf den Zölibat zu beschränken. "Die Gleichung: Zölibat fällt und die Zahl der Priesteramtskandidaten steigt, geht so nicht auf", erklärte der Fuldaer Bischof. Der gleichzeitige Rückgang in anderen pastoralen Diensten sowie bei der evangelischen Kirche zeigten, dass auch andere Faktoren eine Rolle spielten.

Die Studie zeigt zudem, dass das soziale Umfeld, aus dem sich künftige Priester rekrutieren, in Deutschland sehr einheitlich ist. So gaben fast 85 Prozent an, aus der Mittel- bzw. der oberen Mittelschicht zu stammen. Das Arbeitermilieu ist mit 6,2 Prozent vertreten und liegt deutlich unter dem Durchschnitt der deutschen Gesellschaft von 21,5 Prozent. Lediglich 0,7 Prozent der Priester geben für sich an, aus der sozialen Unterschicht zu stammen. Zudem handle es sich um eher kinderreiche und konservative Familien.

Seelsorger, aber keine Chefs

Der Leiter des zap, Matthias Sellmann, warnte, dass vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Deutschland diesesMilieu deutlich kleiner werde. Das Milieu, aus dem Priesterberufungen zu erwarten seien, trockne aus.

Sellmann sieht "eine starke Notwendigkeit zum Umsteuern in der Berufungspastoral und der Priesterausbildung". Gerade junge Priester setzten eher auf die Entwicklung ihrer persönlichen Spiritualität, während die ihnen zugeschriebene Führungsposition in den immer größeren Gemeinden eine deutlich geringere Rolle spiele. "Viele wollen Seelsorger sein, sie wollen aber nicht Chef sein und schon gar nicht Manager." Der Theologe warnte davor, dass Priester dadurch in den Gemeinden zunehmend "ins offene Messer" liefen. Bisher sei zu wenig zu erkennen, dass in der Ausbildung an neuen Priesterbildern gearbeitet werde.

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
KNA