Papst Franziskus hat eine Kriegsführung gegen Unbeteiligte erneut scharf verurteilt. "Wir können nicht imGeringsten akzeptieren, dass Zivilisten bombardiert oder die für ihr Überleben notwendigen Infrastrukturen angegriffen werden", sagte er am Donnerstag beim Neujahrsempfang für die beim Heiligen Stuhlakkreditierten Diplomaten. "Wir können nicht hinnehmen, dass Kinder erfrieren, weil Krankenhäuser zerstört oder das Energienetz eines Landes beschädigt wurde."
Dies sei nicht nur "ein Debakel", sondern bedeute, "allein das Böse zwischen den beiden Gegnern obsiegen zu lassen", so der Papst in seiner rund 45-minütigen Grundsatzrede. Aufgrund einer Erkältung wurde diese von einem Mitarbeiter verlesen.
Frieden für Ukraine und Nahost
Insgesamt rief er die Weltpolitik zu stärkerem Einsatz für den Frieden auf. "Ich wünsche mir für das Jahr 2025, dass die ganzeinternationale Gemeinschaft vor allem darauf hinarbeitet, den Krieg zu beenden, der die gepeinigte Ukraine seit fast drei Jahren blutig quält und der eine enorme Zahl von Opfern, darunter viele Zivilisten, gefordert hat", so Franziskus.
Trotz einiger "ermutigender Anzeichen" bleibe noch viel zu tun, "um die Voraussetzungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden zu schaffen und die durch die Aggression zugefügten Wunden zu heilen".
Ebenso erneuerte er seinen Appell für einen Waffenstillstand und die Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen sowie "jede Hilfe" für die palästinensische Bevölkerung. Er äußerte die Hoffnung, dass Israelis und Palästinenser die "Brücken des Dialogs und des gegenseitigen Vertrauens" wiederaufbauen und Christen, Juden und Muslime in "Harmonie und Respekt zusammenleben".
Mit Blick auf Syrien hoffe er, dass "die territoriale Integrität, die Einheit des syrischen Volkes und die notwendigen Verfassungsreformen von niemandem gefährdet werden".
Statt weiter in Waffen zu investieren, sollte mit dem Geld ein Weltfonds eingerichtet werden, "um dem Hunger ein für alle Mal einEnde zu setzen" und die Entwicklung der ärmsten Länder zu fördern, damit ihre Bewohner auf der Suche nach einem menschenwürdigeren Leben nicht zu Gewalt oder Flucht greifen müssen, so der Papst.
Die wohlhabenden Länder rief er zum Schuldenerlass für den Globalen Süden auf, auch angesichts ihrer eigenen "ökologischen Schuld". Vor diesem Hintergrund forderte er mehr Einsatz für den Klimaschutz.
Erinnerung an Terrorakt in Magdeburg
"Leider beginnen wir dieses Jahr in einer Zeit, in der die Welt von zahlreichen mehr oder weniger bekannten großen und kleinen Konflikten zerrissen wird, aber auch von der Wiederkehr abscheulicher Terrorakte, wie sie sich kürzlich in Magdeburg in Deutschland und in New Orleans in den Vereinigten Staaten ereignet haben", so der Papst in seiner Rede unter dem Schlagwort "Diplomatie der Hoffnung".
In vielen Ländern herrsche "ein allgemeines Gefühl der Angst und des Misstrauens gegenüber dem Mitmenschen und der Zukunft", so Franziskus weiter. Dies werde durch die ständige Verbreitung von "Fake News" und eine Verdrehung der Wahrheit verschärft, was Hass schüre und die Stabilität ganzer Nationen gefährde.
"Tragische Beispiele" dafür seien die Angriffe auf den slowakischen Präsidenten Robert Fico im Mai und den designierten US-Präsidenten Donald Trump im Juli.
Nachdrücklich forderte der Papst die Wahrung der Religionsfreiheit. "In diesem Sinne sind die zunehmenden antisemitischen Äußerungen, die ich aufs Schärfste verurteile und die immer mehr jüdische Gemeinden in der ganzen Welt betreffen, sehr beunruhigend." Auch prangerte er Verfolgung und Terror gegen christliche Gemeinschaften vor allem in Afrika und Asien an, ebenso wie "subtilere" Formen der Einschränkung der Religionsfreiheit auch in Europa.
Fremdenhass, Drogensucht, Menschenhandel
Weiter geißelte der Papst weltweite Probleme wie Arbeitslosigkeit, Schwarzarbeit und die damit begünstigte Kriminalität, die"schreckliche Sklaverei der Drogensucht" sowie den Menschenhandel, der die Notlage von Geflüchteten ausnutze. "Wir vergessen leicht, dass wir es mit Menschen zu tun haben, die aufgenommen, geschützt,gefördert und integriert gehören", kritisierte Franziskus.
Es bestehe dringender Bedarf an einer frohen Botschaft. Ihr Überbringer könne jeder sein - "auch wer nicht gläubig ist", betonte Franziskus.
Die Neujahrsansprache an die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten gilt als alljährliche außenpolitische Grundsatzrede derPäpste. Derzeit unterhält der Heilige Stuhl volle diplomatische Beziehungen mit 184 Staaten sowie mit der EU und weiteren internationalen Organisationen. 90 Staaten unterhalten eigene Vatikan-Botschaften in Rom.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 9.1.25 um 15:08 Uhr aktualisiert.