Kapitelsamt im Kölner Dom

Fünfter Fastensonntag

DOMRADIO.DE überträgt am fünften Fastensonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Dompropst Guido Assmann.

Blick auf den Kölner Dom / © Zack Frank (shutterstock)

"Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie."  (Joh 8,7)

Auslegung zum Sonntagsevangelium Joh 8,1-11

Nur die im Mittelpunkt stehende Frau und Jesus bleiben zurück. „Relicti sunt duo, misera et misericordia (übrig bleiben die zwei, die Erbarmenswerte und die Barmherzigkeit; Zitat Augustinus, Johannes-Traktate 33, 5).“ ... Jesus blickt auf und fragt: „Hat dich keiner verurteilt?“ Die Frau war dem Verdikt ihrer Richter entkommen, nun steht sie Jesus in ihrer einfachen Menschlichkeit gegenüber, in ihrer Scham und in ihrer Schuld. Aber Jesus nimmt sie aus der Verlegenheit und Unsicherheit heraus, indem er die Schuldfrage gar nicht stellt und auch über die Anklage gegen die Frau kein einziges Wort verliert, sondern nur noch auf das Verhalten der Ankläger reflektiert. 

Man spürt förmlich die Erleichterung der Frau, ihre Befreiung in der Antwort: „Keiner, Herr.“ Darauf die Antwort Jesu, die die ganze problematische Situation der Frau im positiven Sinne entscheidet: „Auch ich verurteile dich nicht; gehe hin und sündige fortan nicht mehr.“ Dies ist in der Tat ein vollmächtiges Wort der Sündenvergebung, Jesus will nicht verurteilen, sondern befreien. Er gewährt mit dieser Entscheidung der Frau das Leben. 
Er gibt ihr damit zugleich einen neuen Lebensmut, eine neue Chance. 

Freilich, Jesus heißt das, was die Frau getan hat, nicht gut. Aber das braucht nicht eigens gesagt zu werden; entscheidend ist der neue Anfang für diese Frau. Mit Recht gehört diese Geschichte zu den Höhepunkten des Evangeliums, weil darin die ganze Bedeutung dessen, was Jesus gebracht hat, sichtbar wird. 

Josef Blank. Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. April 2025

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