Demzufolge hat Benedikt XVI. den Erlass von Papst Franziskus mit dem Titel "Traditionis custodes" im Jahr 2021 "mit Schmerz im Herzen" gelesen.
Franziskus schränkte in diesem Erlass die von seinem Vorgänger 2007 verfügten Möglichkeiten für die Feier der sogenannten Alten Messe wieder drastisch ein.
"Einschnitt" für den emeritierten Papst
Gänswein bezeichnete diese Maßnahme als "Einschnitt" für den emeritierten Papst. Benedikt XVI. habe mit seiner Reform von 2007 dafür sorgen wollen, dass die Anhänger der Alten Messe, die in dieser Form der Liturgie ihre Heimat gefunden hätten, "ihren inneren Frieden finden", sagte der Erzbischof.
Damit habe er diese auch "von Lefebvre wegziehen" wollen. Der verstorbene französische Erzbischof Marcel Lefebvre war der Gründer der Priesterbruderschaft Pius X., die wesentliche Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) nicht anerkennt.
Gänswein sagte, die Alte Messe sei über Jahrhunderte für viele Menschen die "Quelle ihres geistlichen Lebens" gewesen, "Nahrung für viele Heilige". Er könne sich nicht vorstellen, "dass das etwas ist, das nix mehr taugt".
Nicht vergessen werden dürfe auch, dass dies auch für viele junge Leute gelte, "die das ganze Theater um das Konzil gar nicht mehr richtig verstehen". Ihm, Gänswein, sei "nicht ganz wohl dabei, diesen Schatz den Menschen wegzunehmen".
Gänswein äußerte sich in einem Interview der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Das halbstündige Gespräch wurde am Montag als Video auf der Internetseite der Trägerstiftung der "Tagespost" unter der Adresse www.benedictusxvi.org veröffentlicht. Der Aufnahmezeitpunkt ist unklar. Details zu den letzten Stunden und Tagen des am Silvestertag verstorbenen einstigen Kirchenoberhaupts finden sich darin nicht.