Der Nachfolger des heiligen Liborius auf dem Bischofsstuhl von Le Mans, Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin, feierte am Libori-Montag im Hohen Dom das Pontifikalamt mit den Gästen aus Frankreich. Seit der Überführung der Reliquien des heiligen Liborius von Le Mans ins damals noch junge Bistum Paderborn im Jahr 836 sind beide Bistümer eng verbunden.
Das Erzbistum Paderborn feiert in diesem Jahr sein 1.225-jähriges Bestehen – es wurde im Jahr 799 gegründet. Zu diesem Jubiläum gelte es,"für Generationen von Christen zu danken, die über Jahrhunderte verstanden haben, dass die Lebendigkeit der Kirche auf der Fähigkeit ihrer Gläubigen beruht, sich von der Lehre Christi bekehren zu lassen", unterstrich Bischof Dr. Vuillemin in seiner Predigt.
Zahlreiche französische Gäste feierten den Gottesdienst mit. Auch am Altar standen neben Bischof Dr. Vuillemin Konzelebranten aus Frankreich: Neben dem Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Bischof Dr. Josef Clemens konzelebrierten Bischof Grégoire Cador aus Coutances, Bischof Olivier de Cagny aus Evreux und Abt Geoffroy Kemlin OSB aus Solesmes. Als "Libori-Gastgeber" betonte Erzbischof Dr. Bentz in seiner Begrüßung, er habe "Ehrfurcht vor dem Liebesbund" zwischen Le Mans und Paderborn, der sich durch die Jahrhunderte trage: "Durch Christus und Liborius sind wir verbunden", so der Paderborner Erzbischof.
Damit die Geschichte eines Bistums "glanzvoll" sein könne, müsse zuerst "Jesus als der einzige und wahre Reichtum" angenommen werden, betonte der Bischof von Le Mans. Das Handeln eines Bistums sei fruchtlos, wenn nicht der Geist Jesu darin wirke. "Das Gebäude einer Ortskirche kann schnell zu einer Ruine werden, wenn nicht zuerst Jesus ihr Architekt ist", veranschaulichte Bischof Dr. Vuillemin. Im Herzen der Kirche entstehe eine Leere, wenn das tiefe Gefühl der Zugehörigkeit zum Auferstandenen nachlasse. "Die Kirche ist ohne Schönheit, wenn es ihr nicht gelingt, die einzigartige Schönheit des Antlitzes Christi widerzuspiegeln", zeigte sich der Bischof von Le Mans überzeugt. "Die Herrlichkeit der Kirche muss durch die tiefe Demut Christi sichtbar werden, der über alle tyrannischen, unterdrückenden oder bösartigen Mächte triumphiert hat."
Verändernde Wirklichkeit Jesu
Jesus überlasse den Menschen sein Reich, so der Nachfolger des heiligen Liborius weiter. Um dieses Reich anzunehmen, müsse man sich "in die Schule Christi begeben". Dies führe beispielsweise dazu, "nicht denjenigen als groß anzuerkennen, der sich bedienen lässt, sondern den, der dient", erklärte Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin. "Erst indem die Apostel diese sie selbst bis in ihre Grundfesten verändernde Wirklichkeit annahmen, legten sie ein Zeugnis ab, das dem Evangelium Christi entsprach." Auch heute sende Gott weiter Menschen als seine Boten aus, die vom Glauben der Apostel beseelt zu Veränderungen und dadurch für die Annahme des Reiches Gottes bereit seien.
"Wir sind in diese Welt gesandt, so wie sie ist, und nicht, wie wir sie uns erträumen", sagte Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin zum Abschluss seiner Predigt. "Wenn wir Christus folgen wollen, ist es nicht möglich, in ein anderes Zeitalter als heute zu flüchten. Wenn wir die Kirche lieben und ihr dienen wollen, müssen wir an den Sorgen der Kirche von heute teilhaben."
Dank für schöne Momente
Während Bischof Dr. Vuillemin in französischer Sprache predigte, sprach er seine Begrüßung und seinen Dank auf Deutsch: "Ich danke für die schönen Momente des Gebetes und der weltkirchlichen Begegnung. Wir werden Sie in unseren Gebeten nicht vergessen", sagte der Bischof von Le Mans und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: "Auch das Leitwort ‚So alt. So neu. So schön!‘ werden wir uns zu eigen machen."
Traditionsreich und schön war auch der gesangliche Beitrag der Gäste aus Le Mans, die im Altarraum mit ihrem Erkennungszeichen, dem hellblauen Bistums-Tuch, wie jedes Jahr ein Lied anstimmten.