Gregory Collins ist neuer Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem

Ire mit Sinn für Vielstimmigkeit

Die deutschsprachige Benediktinerabtei auf dem Jerusalemer Zionsberg hat einen neuen Abt: Am Dienstag wählten die Mönche den Iren Gregory Collins zu ihrem Vorsteher für zunächst acht Jahre. Ein Zeichen der Modernität in dem anderthalb Jahrtausende alten Orden: Der Gekürte nahm die Wahl per Telefon in seinem Kloster Glenstal an.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Neuer Abt: Gregory Collins (KNA)
Neuer Abt: Gregory Collins / ( KNA )

In den nächsten Tagen wird Collins die Koffer packen; am 5. August beginnt sein Dienst in der Dormitio-Abtei, wo er den Westfalen Benedikt Lindemann nach 16 Jahren ablöst. Collins bringt die Weltläufigkeit mit, die an diesem Knotenpunkt der Kulturen und Religionen in Jerusalem von Nutzen ist. Seit 1989 Mitglied der einzigen irischen Benediktinerabtei Glenstal (County Limerick), ging er nach seinen ersten Ordensgelübden 1991 als Lehrer nach Nigeria. Von 1992 bis 1996 unterrichtete er an der Schule seines Heimatklosters; während dieser Zeit legte er seine Feierliche Profess ab und empfing die Priesterweihe.



1996 wechselte er auf den Kontinent, um am Jung-Institut in Zürich Tiefenpsychologie zu studieren. Daneben wirkte er als Hausgeistlicher bei den Lioba-Schwestern im zwei Autostunden entfernten Freiburg. Daher rührt auch die eher süddeutsch-schweizerische Sprachmelodie in seinem Deutsch.

Anschließend übernahm er auf der Grünen Insel 1998 bis 2002 die Leitung der Abteischule Glenstal.



Dozent in Rom

Von 2002 bis 2008 lehrte Gregory als Dozent für Orthodoxe Theologie und Theologiegeschichte an der Benediktinerhochschule Sant"Anselmo in Rom; von 2004 bis 2008 war er zudem Direktor des Monastischen Instituts. Unterbrochen wurde diese Zeit durch mehrere Monate im Heiligen Land: Dort hielt er Vorlesungen im Theologischen Studienjahr der Dormitio und am Ratisbonne Institut der Salesianer.



Seit 2008 wieder in seiner Heimatabtei Glenstal, übte Collins eine rege Vortragstätigkeit aus. Für Priestern, Laien und Ordensleute hielt er Exerzitien, Konferenzen und Referate in Irland und England, Deutschland, Amerika und Polen, in Indien und Nigeria. Zuletzt beschäftigten ihn Vorlesungen an der University of Limerick.



Überwinden von Grenzen in die Wiege gelegt

Collins, 1960 im nordirischen Belfast geboren und aufgewachsen, sagt von sich selbst, dass er glücklich sei, Ire und Brite zu sein, Bodenständigkeit und den Blick nach außen zu verbinden. Das Überwinden von Grenzen ist ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt. Deshalb fühlt er sich auch der ökumenischen Idee und der Versöhnung zwischen den Kirchen verpflichtet.



Bereits vor seinem Ordenseintritt studierte Collins Byzantinistik und Scholastische Philosophie an der Queen"s University in Belfast. 1988/89 vertiefte seine Studien an der British School of Archaelogy in Athen und schloss 1991 mit einer Promotion ab. Neben seinem byzantinischen und monastischen Schwerpunkt beschäftigt sich Collins mit dem Östlichen Christentum in seiner ganzen Bandbreite, aber auch mit Theologie und Geschichte der anglikanischen und lutherischen Kirchen, besonders Karl Barth. Für Vielstimmigkeit begeistert sich der Mönch nicht nur auf dem Feld der Religionen: Collins ist auch Liebhaber der polyphonen Musik des 16. Jahrhunderts.