Amtsenthobener Bischof Jaques Gaillot in Köln

Der leise Rebell

Jacques Gaillot betritt den Saal, bewegt sich langsam zur Bühne. Der amtsenthobene französische Bischof strahlt Bedächtigkeit aus, wirkt keinesfalls wie ein forscher Rebell. Mit eher leisen Tönen spricht er seine Zuhörer am Donnerstagabend im Kölner Museum Schnüttgen an.

 (DR)

Gekommen sind vor allem Menschen um die 60 plus, also jene Generation, die mit den Namen Gaillot noch etwas anfangen können. Nicht alle, die den von Rom disziplinierten Geistlichen hören wollen, finden Einlass. Ein paar Dutzend der rund 350 Besucher verfolgen die Veranstaltung über Lautsprecher im Foyer.



1995 hatte Papst Johannes Paul II. ihn von der Leitung der Diözese Evreux entbunden und zum Titularbischof der untergegangenen Diözese Partenia in Nordafrika gemacht, weil Gaillot die kirchliche Haltung zu Zölibat, künstlicher Empfängnisverhütung und Homosexualität kritisiert.



Schon vor sieben Jahren wollte Gaillot im Rheinland sprechen, hielt sich damals aber an ein Auftrittsverbot des Kölner Kardinals Joachim Meisner. Diesmal wählte der Veranstalter, die nicht mehr mit Kirchensteuern finanzierte und von 1.200 Förderern unterstütze Kölner "Karl Rahner Akademie", einen nichtkirchlichen Raum. Ein Auftrittsverbot kam schon deshalb für das Erzbistum nicht in Frage.

Allerdings beschwerte sich Generalvikar Stefan Heße brieflich bei Gaillot, dass er seinen Besuch entgegen den Gepflogenheiten nicht angemeldet hatte.



Mild dosierte Kirchenkritik

Nicht nur in seiner Vortragsweise, auch inhaltlich gibt sich der inzwischen 76-Jährige eher zurückhaltend. Er holt erst mal geschichtlich weit aus, um dann den Umbruch in der globalen, technisierten und medial dominierten Welt darzustellen. Und die Fortschritte durch Aufklärung und Menschenrechte zu skizzieren. Natürlich ist auch Kirchenkritisches zu hören, aber mild dosiert. So betont er, dass die Frauen bei Jesus im Gegensatz zur damaligen jüdischen Welt eine große Rolle spielten: "Ohne die Frauen wäre das Evangelium nicht das, was es ist." Aber die plakative Forderung nach der Priesterweihe für Frauen ist nicht zu hören.



Angesprochen auf eine mögliche Einigung Roms mit den Piusbrüdern, bleibt Gaillot kurz angebunden. Den Kurs der Traditionalisten kennzeichnet er als "Sackgasse", mehr führt er dazu nicht aus. Der Bischof nimmt mehr Jesus in den Blick, der sich für Arme und Minderheiten eingesetzt habe und dem es hier zu folgen gelte. Gaillot prangert die Mauern in der Gesellschaft an, auch die in der Kirche. Schließlich schwächten Trennungen und Gegensätze die Kraft des Evangeliums. Und er, der Gemaßregelte, wirbt am Ende für Versöhnung und die notwendige Einheit in der Kirche.