Reportage

Papst beendet Irlandbesuch

Papst Franziskus hat am Sonntagabend seinen zweitägigen Irlandbesuch beendet. Anlass seiner 24. Auslandsreise war ein katholisches Weltfamilientreffen. Beherrscht wurde die Visite aber von der Debatte über den Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Am Rande kam es mehrfach zu Demonstrationen von Opfern, die eine Anerkennung der Schuld und Wiedergutmachung forderten.

Für Aufsehen sorgte am Samstagabend ein Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern. Unter ihnen war Marie Collins. Sie war von Franziskus in die vom ihm gegründete Kinderschutzkommission berufen worden. Collins hatte das Gremium aber nach eigenen Worten wegen "ständiger Rückschläge" verlassen. Während des Aufenthalts bekam der Papst ungewöhnlich offene Worte von seinen politischen Gastgebern zu hören. Staatspräsident Michael Higgins hielt dem Kirchenoberhaupt das "ungeheure Leiden" vor, das Mitglieder der katholischen Kirche verursacht hätten. Higgins hatte dem Papst bei einem Treffen die Wut der Betroffenen geschildert. Es sei der Eindruck entstanden, so der Präsident, dass diejenigen, die Missbrauchsfälle bei den Behörden anzeigen sollten und dies nicht getan hätten, ihrerseits straflos geblieben wären.

Am Sonntagnachmittag feierte Franziskus im Phoenix Park von Dublin einen Gottesdienst. Daran nahmen laut Schätzungen bis zu 300.000 Gläubige teil. Überraschend bat Franziskus zu Beginn um Vergebung für den sexuellen Missbrauch, Misshandlungen, Zwangsadoptionen und Ausbeutung in katholischen Institutionen. Dabei bekannte er erneut Versäumnisse von hohen Amtsträgern, die zu den Vorfällen geschwiegen hätten. Die Gläubigen antworteten auf die lange Reihe von Bitten, die der Papst in seiner Muttersprache Spanisch vortrug, mit Applaus. Im Mittelpunkt der Botschaften von Franziskus stand die Ermutigung zu einem christlichen Familienleben. Er sprach außerdem von Scham über die "abscheulichen Verbrechen" katholischer Kleriker und Ordensleute.

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