Weltklimagipfel in Kenia - Greenpeace appelliert im domradio an Industrienationen

"Jetzt ist die Zeit zum Handeln"

Zum Auftakt des Weltklimagipfels haben Delegierte aus Entwicklungsländern konkrete Hilfszusagen von der industrialisierten Welt zur Bewältigung von Klimafolgen gefordert. "Der Klimawandel droht alle bislang erreichten Erfolge im Kampf gegen die Armut zunichte zu machen", kritisierte der Konferenzpräsident, Kenias Umweltminister Kibwana, am Montag in der Hauptstadt Nairobi.

 (DR)

Zum Auftakt des Weltklimagipfels haben Delegierte aus Entwicklungsländern konkrete Hilfszusagen von der industrialisierten Welt zur Bewältigung von Klimafolgen gefordert. "Der Klimawandel droht alle bislang erreichten Erfolge im Kampf gegen die Armut zunichte zu machen", kritisierte der Konferenzpräsident, Kenias Umweltminister Kibwana, am Montag in der Hauptstadt Nairobi. - Im domradio-Interview forderte Greenpeace-Klimaexpertin von Guerne die Industriestaaten auf, in Vorleistung zu gehen und nicht auf die anderen zu warten. Es müssten über "Kyoto hinausgehende Emissions-Ziele definiert werden". - Mehr zum Klimawandel im domradio-Dossier


"Jetzt ist die Zeit zum Handeln"
Die Entwicklungsländer fühlten sich in den bisherigen Klimaverhandlungen benachteiligt, sagte der Chef der UN-Klimarahmenkonvention, Yvo de Boer: "Wir müssen deshalb in Nairobi ein Klima des Vertrauens schaffen, um die Entwicklungsländer ins Boot zu holen." Zum Weltklimagipfel in Nairobi, der ersten Klimakonferenz südlich der Sahara, werden 6.000 Teilnehmer aus 189 Staaten erwartet, unter ihnen 130 Umweltminister.

Umweltschützer drängten auf eine schnelle Einigung bei der Ausgestaltung des "Anpassungsfonds für Klimafolgen". "Die Regierungen haben mehr als anderthalb Jahre diskutiert, jetzt ist es Zeit zum Handeln", sagte die Klimaexpertin von "Friends of the Earth International", Catherine Pearce.

Die EU-Kommission gab sich zuversichtlich, dass in der Frage der Mittelvergabe durch den Fonds eine schnelle Lösung möglich sei.
"Vielleicht haben wir schon zur Halbzeit des Gipfels am Wochenende eine Einigung", sagte Kommissions-Sprecher Artur Runge-Metzger. In Nairobi soll zudem eine Folgevereinbarung für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll diskutiert werden, das den Abbau von klimaschädlichen Gasen vor allem in den Industrienationen festlegt.

Auch Europa verfehlt wohl Reduktionsziel
Das 1997 verabschiedete Kyoto-Protokoll schreibt den Vertragsstaaten vor, ihren Ausstoß von Klimagasen, vor allem Kohlendioxid, bis 2012 um durchschnittlich fünf Prozent bezogen auf 1990 zu senken. Tatsächlich aber sind die Emissionen laut UN bis 2006 um 27 Prozent gestiegen. Auch die EU wird ihr Reduktionsziel voraussichtlich verfehlen. Hauptverursacher des Klimawandels wie die USA und Australien haben das Kyoto-Protokoll bis heute nicht ratifiziert.

Industriestaaten in der Pflicht
Auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht vor allem die Industrieländer in der Pflicht. Die Entwicklungs- und Schwellenländer wollten von den Industrieländern zuerst wissen, mit welcher Hilfe sie bei der Anpassung an den Klimawandel rechnen könnten. Zudem erwarteten sie von den Industrienationen, dass diese vormachten, wie trotz Wirtschaftswachstum das Klima geschont werden könne. "Und erst, wenn wir das geschafft haben, wird es uns gelingen, zu einem Kyoto-Folgeabkommen zu kommen", betonte der Minister.

An der zwölften internationalen Klimaschutzkonferenz nehmen über 150 Staaten teil. Sie beraten bis zum 17. November über Möglichkeiten, den Ausstoß an Treibhausgasen weltweit über die Vereinbarungen des Kyoto-Protokolls hinaus zu verringern. Das 1997 im japanischen Kyoto erstmals formulierte Papier wurde von den rund 170 Unterzeichnerstaaten nach langwierigen Debatten und Änderungen schließlich 2001 angenommen. Es verpflichtet die Unterzeichnerstaaten über komplizierte Mechanismen zur Reduzierung der sechs wichtigsten Treibhausgase. Die USA traten dem Abkommen nicht bei.