Polizei nimmt mehrere Nachahmungstäter fest - Schulen im Südwesten werden weiter überwacht

Amok-Alarm ruft Trittbrettfahrer auf den Plan

Nach dem Amoklauf-Alarm in Baden-Württemberg häufen sich bundesweit Meldungen über angedrohte Gewalttaten an Schulen. Die Polizei nahm am Donnerstag sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch in Baden-Württemberg mögliche Nachahmungstäter und Trittbrettfahrer fest. Der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech (CDU) kündigte ein hartes Vorgehen gegen Trittbrettfahrer an. Es handle sich um Straftaten, die die Staatsanwaltschaft "mit gebotener Schärfe" verfolgen werde. In ganz Baden-Württemberg wurden die Schulen unterdessen weiterhin von der Polizei überwacht.

 (DR)

Im badischen Achern wurden im Zusammenhang mit einer neuerlichen Drohung drei Männer festgenommen, von denen sich einer als Trittbrettfahrer herausstellte. Der 19-Jährige räumte nach Polizeiangaben ein, in einer E-Mail an die Polizei einen "Überfall" auf eine Berufsschule in Achern angekündigt zu haben. Er habe - inspiriert durch die Medienberichte - einer Bekannten imponieren und ihr einen freien Schultag verschaffen wollen. Dem Mann droht eine Anklage wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Die beiden anderen Festgenommen entpuppten sich als unschuldig und kamen wieder auf freien Fuß.

Rech betonte: "Ich kann nur davor warnen, so etwas als Scherz zu betrachten." Solche Straftaten würden mit hohen Geldstrafen und im Wiederholungsfall mit noch drastischeren Sanktionen geahndet. Der Minister räumte zugleich ein, dass nach der öffentlichen Warnung in Baden-Württemberg von vornherein mit Trittbrettfahrern gerechnet worden sei. Die Warnung verteidigte er dennoch als "richtig". Eine andere Entscheidung sei angesichts der Gefahrenlage nicht möglich gewesen.


Keine Verbindung zu Selbstmörder aus Meißenheim
Nach dem Urheber der Amoklauf-Ankündigung, die die Warnung ausgelöst hatte, wurde weiter mit Hochdruck gesucht. Einen Zusammenhang zwischen einem 18-jährigen Schüler aus Meißenheim, der am Mittwoch Selbstmord verübt hatte, und der anonymen Drohung im Internet, schlossen die Ermittler am Donnerstag weitgehend aus. Dies sei "unwahrscheinlich", sagte ein Polizeisprecher. Rech betonte, er hoffe, dass die Internetspur noch verfolgt werden könne. Erst dann sei es möglich, Entwarnung zu geben.


"Amokliste" mit Namen an Kölner Schule
Außerhalb von Baden-Württemberg hielten Amoklauf-Drohungen und Trittbrettfahrer die Polizei in mehreren Städten in Atem. An einer Kölner Gesamtschule fanden Lehrer im Fach eines 16-Jährigen eine „Amok-Liste" mit Namen von Lehrerinnen und Mitschülern, die auch von einem 15-jährigen Schüler unterschrieben worden war. Der 16-jährige soll bei seiner Vernehmung angegeben haben, die Liste nur „zum Spaß" verfasst zu haben.

Im sauerländischen Marsberg nahm die Polizei nach Hinweisen zu einem möglichen Amoklauf einen 16-Jährigen vorläufig fest. Auch gegen ihn wurde ein Verfahren wegen Störung des öffentlichen Friedens eingeleitet. Im westfälischen Freudenberg kam es zur Festnahme eines 17-jährigen Hauptschülers. Er soll im Unterricht mit einer Gewalttat gegen Lehrer und Mitschüler gedroht haben. In Saarbrücken wurden nach einem anonymen Drohanruf vorsorglich zwei Grundschulen geräumt.

Die Amoklauf-Warnung in Baden-Württemberg war durch einen Hinweis von zwei Schülern aus Rheinland-Pfalz ausgelöst worden. Sie hatten gemeldet, dass im Internet ein Teilnehmer des Killerspiels "Counter Strike" für den Nikolaustag einen Amoklauf an seiner baden-württembergischen Schule angekündigt hat.