Eine halbe Million Pilger zum Jahrestag in Fatima
Als Vertreter des Papstes weihte Kurienkardinal Angelo Sodano am Sonntag die neue Dreifaltigkeitskirche, die 9.000 Besuchern Platz bietet.
Sodano, der bis September 2006 Kardinalstaatssekretär im Vatikan war, appellierte an die Europäer, den christlichen Glauben wieder ins Zentrum der Gesellschaft zu rücken. Es habe gravierende Auswirkungen für den Kontinent, wenn immer mehr Menschen den Glauben missachteten, der Europa geprägt habe. Zur Situation in Russland sagte der Kardinal, seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion habe sich eine grundlegende Religionsfreiheit entwickelt; sie sei allerdings noch nicht völlig durchgesetzt.
Sodano verwies auf den Vorwurf der russisch-orthodoxen Kirche, die Katholiken betrieben unerlaubte Abwerbung von Gläubigen.
Sodano, der Papst Benedikt XVI. wegen dessen Brasilienreise vertrat, hatte am Samstag erklärt, das Kirchenoberhaupt würde gerne während seines Pontifikats auch nach Fatima reisen. Der Kurienkardinal hatte den Wallfahrtsort zuletzt im Jahr 2000 besucht. Damals begleitete er Papst Johannes Paul II., als dieser die Hirtenkinder Francisco Marto (1908-1919) und Jacinta Marto (1910-1920) seligsprach.
Meisner: Fatima war Anker der Hoffnung
Kardinal Meisners persönlicher Glauben ist von Marienerscheinungen unabhängig, wie er im Interview (Hier nachlesen in voller Länge) der Katholischen Nachrichtenagentur KNA sagte. Sie hätten "keine Bedeutung", weil er sie erst spät kennen gelernt habe. "Wir waren in der DDR ja bis 1989 eingesperrt." Viele Christen in den kommunistischen Ländern hätten Fatima aber als "Anker der Hoffnung" angesehen, "in der roten atheistischen Flut nicht unterzugehen", so der Kölner Erzbischof, der zuvor Erfurter Weihbischof und Bischof von Berlin war.
In Fatima werden nach Einschätzung des Kardinals die üblichen Denkmuster der Menschen in Frage gestellt. Die Kirche habe die Marienerscheinungen ausdrücklich als "authentisch" anerkannt. Sie wende strenge Kriterien an, wenn sie das untersuche. Doch zugleich sei sie sich bewusst, "dass es Gott als Schöpfer immer möglich ist, auf diese Weise in die Welt einzugreifen".
Erscheinungen und Wunder stellten daher einen "Keulenschlag gegen den Wissensstolz der Menschen" dar.
"Seherin war eine nüchterne Frau"
Der Erzbischof kannte eine der drei Seherinnen von Fatima persönlich. Lucia dos Santos, die 2005 als Ordensschwester starb, sei eine "nüchterne Frau" gewesen, berichtete er. Von den Erscheinungen habe sie nur gesprochen, wenn sie dazu gedrängt worden sei. "Das habe ich nie getan. Ich hatte ja schon vorher alles gelesen, was sie über die Botschaften und Prophetien von Fatima gesagt hat." Lucia und zwei weitere Kinder hatten am 13. Mai 1917 berichtet, ihnen sei die Gottesmutter Maria erschienen.
Kardinal Meisner war zum ersten Mal am 13. Mai 1990 in Fatima.
Das sei die erste Wallfahrt nach dem Untergang des Kommunismus gewesen, so der Erzbischof. Papst Johannes Paul II. habe ihn gebeten, ihn dort zu vertreten. "Seitdem hat Fatima für mich eine hohe Bedeutung. Ich war schon fünf Mal wieder dort."
Am Wochenende beginnen in dem Ort zwischen Lissabon und Coimbra die Jubiläumsfeiern zum 90. Jahrestag der Erscheinungen. Sie dauern bis Oktober. Die Auftaktveranstaltungen leitet Kurienkardinal Angelo Sodano als Vertreter des Papstes.
Eine halbe Million Pilger zum Jahrestag in Fatima - Kardinal Meisner: Botschaft ist bis heute aktuell
"Keulenschlag gegen den Wissensstolz"
Rund 500.000 Pilger haben am Wochenende an den Feiern zum 90. Jahrestag der ersten Marienerscheinung im portugiesischen Fatima teilgenommen. Unterdessen hat der Kölner Kardinal Joachim Meisner auf die "hohe Aktualität" der Botschaft von Fatima hingewiesen. 90 Jahre nach den Marienerscheinungen in dem portugiesischen Wallfahrtsort sei das Leiden Gottes mit den Menschen dort intensiv zu spüren.
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