Evangelische Kirche begeht Buß- und Bettag

"Veränderungen sind möglich"

Mit zahlreichen Gottesdiensten haben evangelische Kirchen am Mittwoch den Buß- und Bettag begangen. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider sprach in einem Gottesdienst im Trierer Dom von einem Tag der Verheißung und Hoffnung. Buße sei das Tor zur Umkehr und zum Leben, sagte er: "Veränderungen sind möglich, sogar wir selbst können uns verändern."

 (DR)

Der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Hans-Detlef Hoffmann, warnte in Bielefeld vor Hochmut und Selbstüberschätzung.

Schneider sagte im traditionellen ökumenischen Gottesdienst mit dem Trierer Bischof Reinhard Marx, Buße ziele auf Veränderung zum Besseren, auf Befreiung aus Verstrickungen und Umkehr von den Wegen des Todes. Es müsse nicht sein, dass eine Elite in Saus und Braus und der weit überwiegende Teil der Menschheit in Armut und Unterernährung lebe, betonte der oberste Repräsentant der 2,9 Millionen rheinischen Protestanten laut Redetext. Die ökumenischen Buß- und Bettagsgottesdienste in Trier finden seit 1971 abwechselnd im Trierer Dom und in der evangelischen Konstantin-Basilika statt.

Hoffmann betonte in Bielefeld, der Aufruf Jesu zu Buße und Umkehr richte sich auch an die Christen. Niemand könne mit Beten, Frömmigkeit und guten Werken den Eintritt in das Himmelreich erzwingen. Der Repräsentant der 2,6 Millionen Evangelischen in Westfalen ermunterte dazu, auf andere Menschen zuzugehen. «Wir haben ihnen nichts voraus, sondern stehen gemeinsam mit ihnen vor Gott mit leeren Händen da», betonte Hoffmann. Er warnte auch vor Selbstüberschätzung. Der Mensch sei weder Herr der Geschichte noch Macher der Zukunft. Gott lasse sich als Herr der Geschichte nicht ins Handwerk pfuschen.

Der Buß- und Bettag ist für evangelische Christen ein Tag der Besinnung und Neuorientierung. Er war 1532 im mittelalterlichen Straßburg eingeführt worden. In der Bundesrepublik wurde er 1995 als gesetzlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen ersatzlos gestrichen. Dennoch verlor er für die Protestanten nicht seinen festen Platz im kirchlichen Festkalender.