Brasilianischer Bischof im Hungerstreik

Protest "bis zum Tod"

Mit einem Hungerstreik demonstriert der brasilianische katholische Bischof Luiz Flávio Cappio seit dem Wochenende gegen die geplante Umleitung des São-Francisco-Flusses. Es ist nicht sein erster Protest: Schon einmal hungerte er für die gut Sache.

 (DR)

In einem offenen Brief an Präsident Luiz Inácio Lula da Silva verlangte der Bischof einen endgültigen Stopp des Projekts. Er werde seinen Hungerstreik erst beenden, wenn das Militär, das derzeit mit den Bauarbeiten beauftragt ist, von der Baustelle abgezogen wird. Notfalls werde er "bis zum Tod" gehen, so der 61-jährige Franziskaner.

Der Rio São Francisco ist mit seinen 2.700 Kilometern der drittlängste Fluss des südamerikanischen Landes. Nach Angaben der brasilianischen Regierung soll das Vorhaben die Wasserversorgung von zwölf Millionen Menschen im Nordosten des Landes sichern.

Die Kritiker warnen vor negativen Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht. Sie verweisen darauf, dass nach dem derzeitigen Planungsstand 70 Prozent des Wassers zur Bewässerung in der Landwirtschaft vorgesehen ist, vor allem auf Obst- und Zuckerrohrplantagen sowie in der Krabbenzucht. Die Bewässerung würde nach Aussagen der Kritiker vor allem den Reichen zu Gute kommen, für die Flussbewohner und ihre Fischerdörfer wäre es das Ende.

Nicht der erste Hungerstreik
Durch den Bau von zwei Kanälen mit 400 und 220 Kilometern Länge sollen pro Sekunde 26,3 Kubikmeter Flusswasser in nördlich gelegene und zeitweise ausgetrocknete Flussbetten umgeleitet werden. Trotz der noch laufenden Einspruchsverfahren haben die Bauarbeiten im Mai 2007 begonnen. Im Einsatz ist das Ingenieur-Bataillon des brasilianischen Militärs.

Vor zwei Jahre war Bischof Cappio schon einmal in den Hungerstreik getreten. Im Oktober 2005 kam es nach elf Tagen Hungerstreik zu einem Abkommen mit der Regierung. Darin wurde vereinbart, das Projekt auszusetzen und einen breiten Dialogprozess zu beginnen. Damals schrieb der Bischof an den Präsidenten: "Vielleicht ist der Hungerstreik eine extreme Methode, Ihnen zu helfen, mit dem Herzen zu verstehen, wozu der Verstand offensichtlich unfähig ist."

Seit Präsident Lula Ende Oktober 2006 im Amt bestätigt wurde, ist es zu jedoch zu keinen weiteren Gesprächen gekommen. Der Protest wird getragen von der katholischen Kirche, der Landlosenbewegung, zahlreichen Umweltschutzorganisationen und indigenen Gemeinschaften.