Die Sternsinger zu Besuch im Bundeskanzleramt

Ein Kompass für die Kanzlerin

Irgendwann lässt sich auch Angela Merkel anstecken. Zurückhaltend, aber doch klar erkennbar stimmt die Kanzlerin in den festlichen Gesang der Sternsinger mit ein, die an diesem Vormittag zum traditionellen Empfang in das nachweihnachtliche Bundeskanzleramt gekommen sind. Der Besuch der mehr als 100 kleinen Könige in ihrem Amtsitz, auch 2008 einer der ersten offiziellen Termine des neuen Jahres, macht Merkel sichtlich Freude - und er ist mehr als eine bloße Pflichterfüllung.

 (DR)

Ausdrücklich lobt Merkel in ihrer Ansprache vor den kleinen Gästen das ehrenamtliche Engagement der Sternsinger-Bewegung. Durch den Einsatz der bundesweit rund 500.000 Teilnehmer der Aktion Dreikönigssingen werde das Leben vieler Kinder auf der Welt positiv beeinflusst. So könnten dank der Hilfe der Sternsinger heute weltweit mehr Jungen und Mädchen in die Schule gehen als noch vor einigen Jahren. Die Sternsinger stünden damit in der Tradition der Weihnachtsgeschichte. "Sie ermahnt uns, nicht die Hände in den Schoss zu legen, sondern aktiv einen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten", so Merkel.

Zu den jungen Majestäten, die in diesem Sinn für die gute Sache unterwegs sind, gehören auch Max Lambertz (12) und Antonia Schütze (11). In wallenden Gewändern und mit glitzernden Kronen auf dem Kopf vertreten die beiden Schüler im Kanzleramt das Erzbistum Berlin. Rund um das Dreikönigsfest bringen sie gemeinsam mit Freunden als Heilige Drei Könige den Segen "Christus mansionem benedicat" ("Christus segne dieses Haus") in die Häuser ihrer Pfarrgemeinden und sammeln Spenden. Euros und Cents, mit denen das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" Projekte für notleidende Kinder in aller Welt finanziert.

Kompass als Geschenk
Für die Kanzlerin haben Max und Antonia neben dem Segen auch einen Kompass als Geschenk mitgebracht. Er soll Merkel dabei helfen, angesichts der vielen weltweiten Krisenherde auch 2008 nicht den Überblick zu verlieren. Denn, so machen die Sternsinger in einem kleinen Rollenspiel deutlich, notleidende Kinder und Hilfsbedarf gibt es in allen vier Himmelsrichtungen der Erde.

Nicht zuletzt deswegen lautet das Motto der 50. Aktion Dreikönigssingen in diesem Jahr "Sternsinger für die Eine Welt". Damit sollen das weltweite Wirken der Sternsinger und deren Einsatz für Kinder in den Entwicklungsländern in den Mittelpunkt gestellt werden, erklärt Andreas Mauritz, der Präsident des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dem zweiten Träger der Aktion. Als Beispiel für das Wirken der Sternsinger nennt "Königin" Antonia die Südseeinsel Samoa. Dank der Spenden der Sternsinger könne dort heute vielen zuvor perspektivlosen Kindern eine Ausbildung ermöglicht werden.

Auch von der Kanzlerin gibt es einen dicken Scheck. 7.500 Euro spendet Merkel ihren Besuchern für ein Straßenkinderprojekt im afrikanischen Malawi. Angesichts dieser großzügigen Geste kommen die kleinen Könige im kommenden Jahr sicher gerne wieder ins Kanzleramt - und Angela Merkel, daran ließ ihr Auftritt keinen Zweifel, wird sie gewiss wieder mit Freude empfangen.

Empfänge seit 1984
Seit 1984 werden die Sternsinger jedes Jahr im Bundeskanzleramt empfangen. Die Sternsinger-Aktion gilt als die weltweit größte Initiative von Kindern für Kinder. Bis weit in den Januar hinein ziehen Mädchen und Jungen als Heilige Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus, um Spenden für notleidende Kinder in aller Welt zu sammeln.

Vor einem Jahr sammelten die Sternsinger fast 39 Millionen Euro. Träger der Aktion sind das Kindermissionswerk und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Von Steffen Zimmermann (KNA)