CDU kritisiert politische Haltung der Bischöfe - CDU-Politiker Hermann Kues im domradio-Interview

Verschmähte Liebe

Der CDU-Politiker Hermann Kues hat von den katholischen Bischöfen verlangt, sich wieder verstärkt mit der praktischen Politik auseinanderzusetzen. Als "weltumspannendes Band" sei die Kirche gerade in Punkten wie der wirtschaftlichen Globalisierung viel stärker gefragt. Kues reagierte damit auf die Kritik von Robert Zollitsch, die Union habe das Soziale nicht mehr genug im Blick.

 (DR)

"Man muß sich klar werden, was es bedeutet, christliche Politik zu formulieren", so der Staatssekretär im domradio-Interview. "Ich habe versucht, deutlich zu machen, dass es für Kirche und CDU gemeinsame Herausforderungen gibt", erklärt Kues. Ein Beispiel sei die wirtschaftliche Globalisierung. "Nationale Regelungen genügen da nicht. Da braucht es internationale Absprachen und ethische, gesellschaftspolitische Positionen, die weltweit vertreten werden", so Kues. Die Politik allein könne das nicht leisten.

Kues erklärte weiter, über die ganze Breite der Themen seien CDU und CSU nach wie vor der eigentliche Bündnispartner für die katholische Kirche. Mit den Grünen gebe es lediglich punktuelle Übereinstimmungen, beispielsweise in der Stammzelldebatte. Anders sei dies bei der Frage der Spätabtreibung. Kues rief die Bischöfe auf, dieses Thema stärker mit den Grünen, SPD und FDP zu diskutieren.

Zuvor hatte der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, erklärt, die Nähe zwischen katholischer Kirche und CDU sei geringer geworden und die Union stehe in der Gefahr, das Soziale nicht mehr genügend im Blick zu haben. "Man kann eine ethische Position vertreten. Die Frage ist aber, was sich in einer pluralen Gesellschaft umsetzen lässt", betont Kues. Aber gerade in der Stammzelldebatte sei die Kirche besonders in Europa gefragt. "In keinem anderen Land wird eine so ernsthafte und intensive bioethische Debatte geführt wie in Deutschland." In anderen europäischen Ländern sei das nicht gegeben - trotz starker kirchlicher Präsens. "Man kann nicht allein von der Union ethische Positionen einfordern."

Während ein Teil der Bischöfe die Union für zu wenig christlich einschätze, hielten andere Gruppen sie für zu wenig aufgeschlossen für die Herausforderungen der modernen Gesellschaft. Kues ist im Zentralkomitee der deutschen Katholiken Sprecher für gesellschaftliche Grundfragen.