Beck stürzt in Umfragen ab - Parteichef meldet sich bis Ende nächster Woche krank

SPD droht Führungskrise

Die SPD-interne Debatte um den Umgang mit der Linken stellt zunehmend die Autorität von Parteichef Kurt Beck in Frage. Während Beck am Freitag wegen einer Grippeerkrankung alle Termine bis Ende nächster Woche absagen musste und er in Umfragen einbrach, hielt die Kritik an seinem Kurs gegenüber der Linkspartei an.

 (DR)

Die Leitung der Präsidiumssitzung am Montag wird Parteivize Frank-Walter Steinmeier übernehmen. Das Treffen des Koalitionsausschusses am Donnerstag fällt wegen Becks Abwesenheit komplett aus. Verschiedene SPD-Politiker mahnten inzwischen, die Partei müsse sich endlich wieder um politische Inhalte kümmern.

Nicht nur innerhalb der Partei, auch in der Bevölkerung gerät Beck immer mehr unter Druck. Nach den aktuellen Zahlen des ZDF-Politbarometers meinen nur noch 27 Prozent aller Befragten, dass Beck Kanzlerkandidat der SPD werden sollte, 60 Prozent wollen das nicht. Im November 2007 hatten sich noch 40 Prozent aller Befragten für Beck als Kanzlerkandidaten ausgesprochen und 45 Prozent hatten ihn abgelehnt. Selbst unter den SPD-Anhängern findet sich inzwischen keine Mehrheit mehr für den rheinland-pfälzischen Politiker. Hier sind jetzt 37 Prozent für ihn als nächsten Spitzenkandidaten und 54 Prozent gegen ihn.

Der Vorwurf "Wortbruch"
Viele Wähler empfinden Becks Kurswechsel gegenüber der Linken als "Wortbruch". Diesen Vorwurf hatten zahlreiche Genossen ihrem Parteichef gemacht. Laut Politbarometer halten 43 Prozent der Deutschen die Vorhaltung für berechtigt. 14 Prozent halten sie für unberechtigt. 43 Prozent wollten keine Stellung nehmen. Beck hatte vor den jüngsten Landtagswahlen eine Zusammenarbeit mit der Linken ausgeschlossen, dann jedoch in Hessen den Weg für eine mögliche rot-rote Kooperation frei gemacht. Die SPD-Führung hatte auf seine Initiative hin die Entscheidung über eine Zusammenarbeit mit der Linken ihren Landesverbänden überlassen.

Auch in den eigenen Reihen erntete Beck erneut Kritik für seinen Öffnungskurs zur Linkspartei. "Ich persönlich glaube, dass die Lösung mit Links keine ist, die für die SPD in Hessen akzeptabel ist", sagte Johannes Kahrs, Sprecher des konservativen "Seeheimer Kreises" der SPD. In dieser einen Frage habe Beck einen Fehler gemacht. Der niedersächsische SPD-Landesvorsitzende Garrelt Duin betonte, er halte den Beschluss zur Öffnung der Partei weiter für falsch. Da die Entscheidung aber getroffen sei, müsse sich die SPD nun inhaltlich mit der Linkspartei auseinandersetzen, forderte er. Es müsse klar werden, dass sich die Partei nicht nur um "Machtoptionen" kümmere.

Der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler rief seine Partei zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Linken auf. "Die SPD muss verhandeln, und wenn es nicht geht, weil die Inhalte nicht reichen, dann kann sie sagen, das haben wir versucht, es funktioniert nicht", betonte Dreßler.