Seine Kapitalismuskritik hat "durchaus Inspirierendes" - Aber "falsches Menschenbild"

Karl Marx hat Reinhard Marx "nie ganz kalt gelassen"

Die Person Karl Marx habe ihn "nie ganz kalt gelassen", bekennt der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, in einem Kurzbeitrag für die "Sächsische Zeitung" zum 125. Todestag des Philosophen und Kritikers der liberalen politischen Ökonomie. Der Erzbischof schreibt, die moderne Gesellschaft könne nicht ohne die Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts verstanden werden: Karl Marx und sein Denken haben eben Weltgeschichte geschrieben, ob man es nun begrüßt oder verurteilt."

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Erzbistum
 (DR)

Die Folgen des Marx'schen Denkens, die er selbst wohl nicht ganz vorausgesehen habe, seien allerdings "verheerend" gewesen. Erzbischof Marx wörtlich: "Man kann daran erkennen, wie ein vollständig falsches Menschenbild, umgesetzt in ein politisches Programm, sich ganz gegen den Menschen richtet, mit furchtbaren Auswirkungen." Allerdings blieben auch gewisse "Gemeinsamkeiten". So sei auch die katholische Soziallehre im 19. Jahrhundert entstanden und wende sich, wie Karl Marx, "gegen einen primitiven und grenzenlosen Kapitalismus - damals sagte man Liberalismus - der den Menschen und seine Arbeit letztlich zur Ware macht und damit die Würde des arbeitenden Menschen missachtet".

An der Marx'schen Kapitalismuskritik gebe es also "durchaus Inspirierendes". Die Antworten, die Karl Marx gebe, seien allerdings völlig unzureichend und voller ideologischer Vorurteile, die das Denken in die Irre führten. Deswegen, so der Sozialethiker Reinhard Marx, sei der sozialreformerische Ansatz, den Kapitalismus "zu zähmen" und ihn mit ordnungspolitischen Rahmen zur sozialen Marktwirtschaft hin zu verändern, der richtige Weg, "und dieser Weg bleibt ohne Alternative".

"Es wäre nicht gut, den Marxismus für das 21. Jahrhundert wieder zu entdecken"
Erzbischof Marx findet in dem Beitrag jedoch auch mahnende Worte zur gegenwärtigen Situation: "Wenn unser Wirtschaftssystem sich wieder stärker einem nur an Kapitalinteressen verpflichteten Kapitalismus zuwendet - und die Gefahr ist durchaus real - dann darf man sich nicht wundern, wenn auch der alte Karl Marx aus Trier wieder eine fröhliche Renaissance erlebt." Bei aller Namensgleichheit würde er das auf keinem Fall begrüßen, bekannte der Erzbischof: "Es wäre nicht gut für uns alle, wenn der Marxismus als Antwort auf die Herausforderung des 21. Jahrhunderts wieder entdeckt würde."

Mit Karl Marx, so merkte der Erzbischof persönlich an, verbinde ihn zunächst einmal der Name. Seit seiner Kindheit sei daher für ihn das Thema präsent: "Bist Du oder Deine Familie mit Karl Marx aus Trier verwandt?" Sogar an der Grenze zur ehemaligen DDR konnte "auch einem sonst streng blickenden Soldaten die Bemerkung ‚Verwandtschaft?' entschlüpfen". Es gebe aber "keinerlei verwandtschaftliche Verbindungen", so Erzbischof Marx in der "Sächsischen Zeitung". Der Pattloch Verlag bereitet zur Zeit mit dem Autor Reinhard Marx unter dem Arbeitstitel "Das Kapital. Eine sozialethische Streitschrift" eine Buchveröffentlichung vor. Das Buch soll zum 5. November erscheinen.