Die Katholische Kirche zum Osterfest

Der Kompass Ostern

Die Bischöfe in ganz Deutschland haben in ihren Osterpredigten die Bedeutung des Auferstehungsglaubens herausgestellt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nutzte seine Predigt, um zu einer "Kultur der Wahrhaftigkeit" in den Medien aufzurufen.

 (DR)

"In uns allen ist der Osterglaube immer noch zu schwach", sagte der Kölner Kardinal Joachim Meisner am Sonntagmorgen im Dom. Ostern bedeute, dass Christus den Tod besiegt und die Tür zum ewigen Leben geöffnet habe. Nur wenige Menschen folgten aber diesem Glauben im Alltag. Meisner: "Die Welt braucht österliche Menschen, die einmal eine andere Meinung haben als die Mehrheit". Landesweit feierten Millionen Katholiken und Protestanten in ihren Gemeinden das Osterfest.

Auch der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff rief die Christen auf, für den Osterglauben einzutreten. Das sei besonders wichtig angesichts zahlreicher politischer Konflikte auf der Welt, so Mussinghoff am Samstagabend im Aachener Dom. Die Weltgeschichte und die Gegenwart seien von einem "beständigen Ringen zwischen dem göttlichen Licht und der Finsternis des Bösen" geprägt. Ostern aber zeige, dass dieses Ringen letztlich für das Gute ausgehe. Denn der gekreuzigte Jesus sei stärker gewesen als die politischen und religiösen Herrscher seiner Zeit. Mussinghoff: "Der Glaube ist stärker als die Kräfte der Finsternis."

"Einen Blick tun ins Hinterher"
Nach Worten des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker bietet der Osterglaube jedem Christen den Ausblick auf das Ziel seines Lebens. "Heute am Ostertag dürfen wir alle, die noch Vieles vor sich haben, einen Blick tun ins Hinterher", sagte er am Sonntag im Paderborner Dom. Der Glaube an die Auferstehung könne Kraft geben, persönliches Leid zu ertragen und Angst vor dem Morgen zu überwinden. Wer an das ewige Leben glaube, der erkenne, "dass Gott das Ziel setzt, aber noch alle Wege dahin offen stehen".

Der Essener Bischof Felix Genn forderte die Christen auf, in der Gesellschaft ihren Glauben zu bezeugen. "Wir haben der Welt eine Lebenskraft zu geben, die stärker ist als jede Dosis von Vitaminen", sagte er im Essener Dom. Glaube vermittle die Hoffnung, die das Leben erst mit Sinn erfülle. Er gebe jedem Menschen Lebensrecht, "gerade dem Embryo und dem unheilbar Kranken". Mit dieser "großartigen Botschaft" müssten sich Christen nicht verstecken.

Der Münsteraner Weihbischof Franz-Josef Overbeck sprach in seiner Predigt im Zusammenhang mit dem Auferstehungsglauben über neue Trends bei Bestattungen. Er kritisierte eine bundesweit wachsende Zahl von "Friedwäldern", wo Urnen an den Wurzeln von Bäumen begraben werden. Wer glaube, er werde "dem Rhythmus der Natur" zurückgegeben, schneide sich vom Glauben an die Vollendung des Menschen bei Gott ab, so Overbeck. Bei christlichen Bestattungen werde der tote Körper nicht der Natur zurückgegeben, "sondern seiner Würde entsprechend beerdigt, weil er aufersteht zum Leben". An dem Gottesdienst im Dom nahm auch Bischof Reinhard Lettmann teil, der am Freitag nach 28 Amtsjahren zurücktritt.

Bischof von Limburg
Ostern befähigt Christen nach Ansicht des Bischofs von Limburg, das Leben "unter dem Blickwinkel der Ewigkeit" zu betrachten. Dann werde manches scheinbar Vorrangige nebensächlich und manches Vernachlässigte komme neu in den Blick, hieß  es in der Osterpredigt von Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst.

"Damit unsere Welt ins Lot kommen kann, braucht es den Kompass von Ostern", sagte der Bischof in seiner Predigt am Ostersonntag im Limburger Dom. Der Blick durch das Fenster unseres Glaubens mache deutlich, dass das Leben über diese Welt hinausgehe: "Christen erwarten mehr, weil Gott in seinem Sohn Jesus Christus die Grenze des Todes ein für allemal überschritten hat."

Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, hat in seiner Osterpredigt dazu aufgerufen, für eine Zivilisation der Liebe einzutreten. Mit der Auferstehung Jesu Christi sei diese Zivilisation endgültig und unwiderruflich in ihr Recht gesetzt worden, sagte Marx vor mehreren tausend Menschen im überfüllten Münchner Liebfrauendom.

Immer wieder setze sich von neuem eine Zivilisation des Todes in den Herzen der einzelnen Menschen, aber auch in der Gesellschaft und in der Schöpfung durch. Sie missachte den Menschen und gefährde das menschliche Leben in allen Bereichen. Von der Osterbotschaft her könne die Kirche nicht anders, als für den Menschen in allen seinen Dimensionen einzutreten, "für jeden einzelnen und für das, was die Würde des Menschen ausmacht".

Zollitsch: "Kultur der Wahrhaftigkeit" in den Medien
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat an Ostern zu einer "Kultur der Wahrhaftigkeit" in den Medien aufgerufen. Kinder und Jugendliche müssten vor einem unachtsamen oder die Wirklichkeit verzerrenden Medienkonsum geschützt werden, sagte Zollitsch am Ostersonntag in einem Pontifikalamt im Freiburger Münster. Medienmacher und Nutzer müssten sich dieser großen Verantwortung bewusst sein.

Zu den Gefahren der Medien gehört nach Worten von Zollitsch, dass sie die Wirklichkeit nicht nur abbilden, sondern "um einer höheren Quote willen bestimmte Ereignisse auf suggestive Weise selbst schaffen".  Jeder habe aber die Freiheit, sich bestimmte Dinge nicht anzuschauen und abzuschalten, sagte Zollitsch nach einem vorab verbreiteten Redetext. Kinder und Jugendliche seien zu kostbar, als dass sie durch unachtsamen Medienkonsum in ihrem geistigen Wachstum gehindert und damit um ihre eigene Zukunft gebracht werden dürften.

Um die Wirklichkeit der Osterbotschaft von der Auferstehung Jesu Christi zu erfassen, brauche es ein großes Maß an innerer Wahrhaftigkeit, sagte der Erzbischof. Es sei manchmal recht schmerzlich, persönlichen Voreingenommenheiten und Voreinstellungen nicht auszuweichen. Wer sich selbst etwas vormache, werde auch dazu tendieren, die Wirklichkeit einseitig und damit falsch zu interpretieren.