Deutsche Olympioniken sollen in Peking auflaufen

Spiele trotz Kämpfe

Der Deutsche Olympische Sportbund bleibt dabei: Die Olympischen Sommerspiele in Peking sollen wegen der Tibet-Krise nicht boykottiert werden. In einem Beschluss des Präsidiums heißt es, ein Boykott helfe weder den Menschen in Tibet noch den chinesischen Menschenrechtsaktivisten. Einen ungewöhnlichen Vorschlag kommt vom CDU-Europa-Abgeordneten Brok. Er schlug in der "Bild-Zeitung" vor, die Spiele künftig nur noch in Griechenland zu veranstalten. Dann hätten Diktaturen keine Chance, Olympia zu missbrauchen.

 (DR)

Trotz der gewaltsamen Niederschlagung der Unruhen in Tibet durch das chinesische Militär werden deutsche Sportler zu den Olympischen Spielen nach Peking reisen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) lehnte am Ostermontag «nach Abwägung aller Argumente» einen von Politikern ins Gespräch gebrachten Boykott der Sommerspiele 2008 definitiv ab. Unter dem Protest tibetischer Aktivisten wurde derweil in der antiken griechischen Stätte von Olympia das olympische Feuer entfacht.

«Der Sport ist nicht in der Lage, Probleme zu lösen, die weder die Vereinten Nationen noch einzelne Regierungen in jahrzehntelangen Anstrengungen bewältigen konnten», teilte die Dachorganisation des deutschen Sports in Frankfurt am Main mit. Die Olympischen Spiele lenkten in besonderem Maße die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf das Gastgeberland China. Dies erlaube es, mit noch größerem Nachdruck für die Wahrung der Menschenrechte einzutreten. Dem DOSB sei bewusst, dass die Menschenrechtssituation in China nach wie vor nicht zufriedenstellend sei. Ein Olympia-Boykott würde aber sowohl Sinn und Zweck des Sports widersprechen als auch den notwendigen Dialog unterbinden.

Nach dem massiven Aufmarsch des chinesischen Militärs in Tibet hatte sich zuvor in der Europäischen Union der Ton gegenüber der Regierung in Peking verschärft. Der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU), drohte am Ostersonntag mit einem Boykott der Olympischen Spiele. «Peking muss sich entscheiden. Es sollte unverzüglich mit dem Dalai Lama verhandeln. Bleiben Signale der Verständigung aus, halte ich Boykottmaßnahmen für gerechtfertigt», sagte Pöttering und fügte hinzu: «Wir wollen erfolgreiche Spiele - aber nicht zum Preis des kulturellen Völkermords an den Tibetern, von dem der Dalai Lama spricht.»

Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn forderte eine gemeinsame Initiative der EU-Länder. Man müsse den Chinesen «jetzt klar und offen sagen, dass sie die fröhlichen und unbeschwerten Spiele nicht bekommen werden, wenn sie mit der die Menschenrechte missachtenden Politik nicht aufhören«. Auch müssten die Sportverbände »endlich mehr tun, als nur zu sagen 'Sport ist Sport'».

Der CDU-Außenpolitiker Eckart von Klaeden warnte vor Drohungen. Er halte nichts davon, jetzt über einen Boykott zu spekulieren. «Dass der Boykott der Spiele eine Ultima Ratio ist, wissen die Chinesen auch ohne Drohgebärden unsererseits», fügte er hinzu. Vielmehr solle man Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao beim Wort nehmen, der zuletzt angekündigt habe, internationale Beobachter nach Tibet einreisen zu lassen.

Nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag der «Bild am Sonntag» sprechen sich 36 Prozent der Deutschen für einen Olympia-Boykott aus. 58 Prozent sagten dagegen, Deutschland solle trotz der Ereignisse in Tibet an den Spielen teilnehmen.