Simbabwe: Erstmals bestehen Chancen für eine Abwahl von Mugabe

Zwischen Hoffen und Bangen

Die Menschen in Simbabwe haben wieder Hoffnung. Erstmals seit Jahren besteht die Möglichkeit, dass Präsident Robert Mugabe abgewählt wird. Viele trauen dem ehemaligen Finanzminister Simba Makoni zu, den 84-jährigen Staatschef bei den Wahlen am 29. März schlagen zu können. Der greise Mugabe regiert seit 28 Jahren mit harter Hand. Aber es wird auch befürchtet, dass er bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am Samstag mit allen Mitteln versuchen wird, an der Macht zu bleiben.

Autor/in:
Jean-Pierre Kapp
 (DR)

«Ich bin krank, ich habe Aids, bin arbeitslos und völlig verarmt. Aber wählen werde ich auf jeden Fall, selbst wenn man mich zum Wahllokal tragen muss», versichert ein 39-jähriger Simbabwer. Der Mann, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, lebt in einem Vorort der Hauptstadt Harare. Es sei an der Zeit, dass Mugabe gehe, sagt er. Der Präsident, der seit 28 Jahren an der Macht ist, habe das Land ruiniert und die Bevölkerung ins Elend gestürzt. Wegen der Wirtschaftskrise habe er seinen Job verloren und könne sich nicht mehr richtig um seine Kinder kümmern.

Wie er denken viele in Simbabwe. Und bei vielen stiegen die Erwartungen, als Makoni vor wenigen Wochen seine Kandidatur für das Präsidentenamt bekanntgab. Er werde zwar für Morgan Tsvangirai von der oppositionellen Bewegung für einen Demokratischen Wandel (MDC) stimmen, erklärt ein Taxifahrer. Aber die Hoffnung auf einen Machtwechsel sei mit Makoni gekommen. Vorher habe man wegen des Streits innerhalb des MDC mit einem erneuten Sieg der Regierungspartei ZANU-PF rechnen müssen. Nun werde Mugabe durch Tsvangirai und Makoni doppelt herausgefordert. Makoni, der früher Mitglied des Politbüros der ZANU-PF war, werde auch Stimmen aus den Reihen der Regierungspartei erhalten.

Tsvangirai bezichtigt unterdessen Makoni, weiter mit der ZANU-PF verbunden zu sein. Tatsächlich genießt der Ex-Minister die Unterstützung einiger ZANU-PF-Funktionäre. Denn Teile der Partei sehen die erneute Kandidatur Mugabes mit Skepsis. Sie sind überzeugt, dass Mugabe das Land ruiniert hat. 80 Prozent der Menschen haben keine geregelte Arbeit mehr, das Pro-Kopf-Einkommen pro Tag ist in den vergangenen zehn Jahren von 2,50 auf unter 1 US-Dollar gesunken und die völlig gescheiterte Landreform hat Millionen von Simbabwern von Nahrungsmittelhilfe abhängig gemacht.

Von dem vierten Kandidaten, dem wenig bekannten Langton Towungana, hat Mugabe wenig zu befürchten. Aber auch ob einer der beiden ernsthaften Herausforderer - Makoni oder Tsvangirai - die Präsidentenwahl gewinnen und im Parlament eine Mehrheit erringen kann, bleibt trotz aller Hoffnungen ungewiss.

In ländlichen Kreisen hat Mugabe immer noch viele Anhänger. Denn der Staat kontrolliert Hörfunk und Fernsehen. Und Mugabe versteht es, die traditionellen lokalen Herrscher durch die Verteilung von Traktoren und Bussen vor den Wahlen auf seine Seite zu ziehen. Die Bevölkerung wird mit der Ausgabe von Lebensmitteln geködert.

In jedem Fall hofft die Opposition, dass Mugabe zumindest im ersten Wahlgang die notwendigen 50 Prozent der Stimmen verfehlt. Dann würde eine Stichwahl notwendig, in der die Mugabe-Gegner sich hinter einem Herausforderer sammeln könnten. Die Wahlergebnisse werden auch davon abhängen, wie frei und fair die Abstimmung überhaupt verläuft. Westliche Wahlbeobachter wurden nicht zugelassen. Und die Sicherheitskräfte erklärten bereits, dass sie nur einen Wahlsieg Mugabes akzeptieren würden.