Bundeszentrale katholischer Jugendarbeit feiert Geburtstag - die Politik gratuliert

100 Jahre "Fabrica Gottes"

Das Jugendhaus in Düsseldorf - die Bundeszentrale katholischer Jugendarbeit - blickt auf 100 Jahre bewegte Geschichte zurück. Am Wochenende wurde das Jubiläum gefeiert. Und nach vorne geschaut: Ein Ende der Jugendarbeit ist nicht in Sicht.

Autor/in:
Marina Gnad
 (DR)

Ein hellrotes Wachssiegel mit Gestapozeichen hätte beinahe das Ende bedeutet: 1939 schlossen die Nazis die Räume des Jugendhauses Düsseldorf und schoben damit der katholischen Jugendarbeit in ganz Deutschland sprichwörtlich den Riegel vor. Denn das Jugendhaus, damals noch im Mulvany Schlösschen untergebracht, war Zentrale der kirchlichen Jugendarbeit - eine jugendpolitische Interessenvertretung gegenüber Kirche und Regierung. Und der Gestapo ein Dorn im Auge. Doch die jungen Katholiken ließen sich nicht vom Weg abbringen.

«Wir sind heute eine moderne Dienstleistungszentrale», sagt Stephan Jentgens, geschäftsführender Direktor. Das Jugendhaus gibt katholischen Verbänden Hilfestellung bei allem, was zu einer erfolgreichen Jugendarbeit nötig ist. Allein auf deren Ferienfreizeiten fahren jährlich gut eine Million Kinder und Jugendliche. Jentgens bringt es auf den Punkt: «Hier gibt es Geld.» Was das genau bedeutet, erfuhr er schon in seiner Zeit als Vorsitzender der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg: «Wir haben für unsere Gruppenarbeit oft die Literatur genutzt, die das Jugendhaus vertreibt. Wir haben hier Versicherungen für Jugendfahrten abgewickelt und Fördergelder beantragt.»

Dachgremium für 650.000 junge Menschen
Das Jugendhaus Düsseldorf ist heute ein gemeinnütziger Verein. Träger sind der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) der Deutschen Bischofskonferenz. Allein der BDKJ als Dachgremium von 15 Verbänden steht für 650.000 junge Menschen, vom Pfadfinder bis zum Kolpingmitglied. Darum versteht sich das Jugendhaus auch als Sprachrohr katholischer Jugendhilfeträger und vertritt deren Interessen gegenüber dem Bundesjugendministerium.

Das hat Tradition: Die Gründung des Jugendhauses 1908 am Stiftsplatz in Düsseldorf - als «Sekretariat der Katholischen Jünglingsvereinigung» - war laut Jentgens ein Meilenstein auf dem Weg zur Professionalisierung der Jugendarbeit. Nach dem Umzug ins Mulvany Schlösschen und der NS-Zeit öffnete die Zentralstelle 1945 wieder in Odenthal-Altenberg im Bergischen Land. 1954 folgte die feierliche Einweihung im Bürogebäude im Bauhausstil am Düsseldorfer Carl-Mosterts-Platz.

«Fabrica Gottes»
Eine «Fabrica Gottes», eine Werkstätte Gottes, sollte das Haus nach Vorstellung des damaligen Prälaten Ludwig Wolkers sein. Heute sind in dieser «Fabrica» mehr als 120 Menschen beschäftigt. Die meisten arbeiten für den Verein Jugendhaus Düsseldorf. In dem Gebäude, das lange auch eine eigene Buchhandlung beherbergte, befinden sich jetzt noch ein hauseigener Verlag, eine eigene Versicherung und das Archiv.

Dieses birgt viele Überraschungen: Ältestes Stück ist die Chronik des «Marianischen Jünglings-Vereins Köln-Deutz» von 1892. Lückenlos dokumentiert ist auch dessen Mitgliederzeitschrift «Die Wacht», vom Jugendhaus liebevoll «katholische Bravo» genannt. Das jüngste Archivstück dagegen ist erst wenige Wochen alt: die Niederschrift eines Liedes, das der Präsident des Kindermissionswerks «Die Sternsinger», Winfried Pilz, zum 100-Jahr-Jubiläum geschrieben hat.

Eine Rarität sind auch Schallplattenaufnahmen von 1937, auf denen der spätere Papst Pius XII. zu hören ist und die deutsche Jugend eindringlich mahnt, dass sie nur durch Christus Erlösung und ewiges Leben erlangen könne. Auch Papst Benedikt XVI. hat schon Kontakt zum Jugendhaus gehabt, denn das gesamte Rechnungswesen des Weltjugendtags 2005 in Köln wurde hier abgewickelt. Das Kirchenoberhaupt kam zwar nicht persönlich in die Räume am Carl-Mosterts-Platz - dafür schickte er Grüße und nun auch seinen Segen zum Jubiläum.