Bischof Kamphaus fordert Beratung für Schwangere, die behindertes Kind erwarten

Mut machen - Perspektive zeigen

Der ehemalige Limburger Bischof Franz Kamphaus hat eine "unabhängige Beratung" für Eltern gefordert, die ein behindertes Kind erwarten. Damit sollten Perspektiven für ein Leben mit Behinderung aufgezeigt werden, sagte Kamphaus am Samstag auf dem Katholikentag in Osnabrück. Er kritisierte, dass nach einer vorgeburtlichen Diagnose inzwischen "fast alle Kinder mit genetisch bedingten Erkrankungen" abgetrieben würden und sprach von einem "Selektionskonsens".

 (DR)

Die Zukunft behinderter Menschen entscheide sich zunehmend vor der Geburt, unterstrich der Bischof, der seit einem Jahr in einer kirchlichen Einrichtung für Behinderte lebt. Die von ihm geforderte Beratung solle aufzeigen, dass behinderte Kinder «nicht nur Defekte besitzen, sondern viele Kompetenzen».

"Einfach anders sein"
Notwendig sei eine Begleitung, «die die rein medizinische Logik überschreitet». Kamphaus betonte, er wolle das Leben von und mit Behinderten nicht schönreden. Behindert werde man jedoch vor allem «durch eine behinderte Gesellschaft, die nicht lernt, dass bestimmte Menschen einfach anders sind».

Der Bischof beklagte «eine zerstörerische Selbst-Unzufriedenheit» der modernen Gesellschaft, die die Menschen «schutzlos dem Perfektionszwang der eigenen Idealbilder» ausliefere. Schon längst genüge es nicht mehr, sich selbst zu verwirklichen; man müsse sich «selbst neu erfinden und neu schaffen, mit Skalpell und Silikon», kritisierte Kamphaus.

Hilfe finden betroffene Eltern auch heute schon bei der katholischen Schwangerschafsberatung. Dort gibt es Unterstützung und Informationen über Hilfen, die Eltern und Kindern zur Verfügung stehen. Es empfielt sich außerdem Kontakt mit einem Frühförderzentren in ihrer Region aufzunehmen.

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