Ban und Papst fordern entschiedene Schritte gegen den Hunger - UN-Generalsekretär warnt vor Konflikten infolge der Ernährungskrise

"Mutige Maßnahmen" nötig

Zum Auftakt des Welternährungsgipfels in Rom haben UN- und Regierungsvertreter sowie Nichtregierungsorganisationen ein schnelles Vorgehen gegen die internationale Hungerkrise gefordert. Papst Benedikt XVI. bezeichnete den Hunger in der heutigen Welt als nicht hinnehmbar. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sprach mit Blick auf 850 Millionen hungernde und unterernährte Menschen weltweit von einem "Skandal der Menschheitsgeschichte". Für Empörung sorgt die Teilnahme von Simbabwes Diktator Robert Mugabe an dem Gipfel.

 (DR)

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte einen «enormen politischen Willen». Es brauche mutige und schnelle Schritte, um die «Wurzel der globalen Ernährungskrise» anzugehen. Hunger erzeuge «Wut, sozialen Zerfall, Krankheiten und wirtschaftliche Rezession.» Auch der Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO, Jacques Diouf, mahnte zu schnellem Handeln. Die Gründe und die Konsequenzen für die aktuelle Ernährungskrise seien hinreichend erklärt, die Zeit des Redens vorbei.

Wieczorek-Zeul erklärte, die Erde könne die wachsende Weltbevölkerung ernähren. Dafür müsse die Weltgemeinschaft aber die notwendigen Voraussetzungen schaffen. Mit Blick auf die Teilnahme Mugabes an dem Gipfel sagte sie im ZDF: «Ich finde es sehr zynisch, dass jemand, der in seinem Land die Menschen in den Hunger und das Land in den Ruin getrieben hat, es wagt, bei einer solchen Konferenz aufzutauchen.» Bei dem dreitägigen Gipfel am Hauptsitz der FAO in Rom beraten die Delegierten über die Auswirkungen von weltweit steigenden Nahrungsmittelpreisen, Klimawandel, Seuchen und wachsendem Bioenergie-Bedarf auf die Ernährungssicherheit.

«Solidarität globalisieren»
Benedikt XVI. kritisierte in seiner Grußbotschaft, dass es ausreichende Kapazitäten und Kenntnisse gebe, um «diesem Drama und seinen Folgen ein Ende zu setzen». Es gelte, nicht nur «ökonomische und kommerzielle Interessen zu globalisieren, sondern auch die Solidarität im Respekt und der Wertschätzung jedes Menschen». Der Limburger katholische Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst rief zu einem rücksichtsvollen Umgang mit Nahrungsmitteln auf. Diese seien bisweilen unter Wert verramscht worden, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, bewertete die Konferenz in Rom als einen qualitativen Sprung für die Vereinten Nationen. Sie hätten den Welthunger bislang nur als entwicklungspolitisches Problem gesehen und nicht als Gefahr für Weltsicherheit und Weltfrieden. Die entwicklungspolitische Expertin der Grünen, Uschi Eid, bezeichnete den Gipfel dagegen als Ärgernis. Das meiste, was auf der Konferenz diskutiert werde, sei seit Jahrzehnten bekannt. Der entwicklungspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Christian Ruck (CSU), verlangte mehr Agrarforschung und grüne Gentechnik sowie faire Handels- und Produktionsbedingungen.

Der Sprecher der «Weltweiten Aktion gegen Armut», Kumi Naidoo, rief die Teilnehmer auf, strukturelle Ungerechtigkeiten im Welthandel anzugehen. Die aktuelle Nahrungsmittelkrise gehe auch auf die systematische Vernachlässigung von Kleinbauern zugunsten von internationalen Großproduzenten zurück, sagte der südafrikanische Entwicklungsexperte im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.

Mehr zum Thema