Pfarrer wegen Missbrauchsvorwürfen in Untersuchungshaft - Bischof Genn im domradio

"Nichts im Keller vergraben"

Die Staatsanwaltschaft Essen hat gegen einen 66-jährigen katholischen Pfarrer Anklage wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes erhoben. Wie die Behörde am Donnerstag mitteilte, soll sich der Pfarrer der St. Franziskusgemeinde aus Bottrop in den Jahren 1994 und 1995 an einem 1982 geborenen Jungen in mindestens 15 Fällen vergangen haben. Der Angeschuldigte bestreitet die Tat. Da nach Ansicht der Justizbehörden Wiederholungsgefahr besteht, befindet sich der Mann seit Ende Mai in Untersuchungshaft. Volker van Haren trafen den Essener Bischof Dr. Genn zum Interview zum Thema.

 (DR)

Der Essener Bischof Dr. Felix Genn kündigt im Interview an, "nichts im Keller vergraben zu wollen". Die Ursachen müssten aufgeklärt werden und es sei seelsorgerische Pflicht sowohl dem Opfer als auch dem möglichen Täter müsse geholfen werden.

Die Beurlaubung des Priesters dürfe "nicht als Vorverurteilung verstanden werden", hatte Genn schon gestern der Bottroper Gemeinde in einem Brief mitgeteilt, der dort gestern in einer Messe verlesen worden war.

Tat viele Jahre her?
Den Angaben zufolge hatte die Familie des Jungen aus dem Bergischen Land seit 1991 eine freundschaftliche Beziehung zu dem Pfarrer des Bistums Essen unterhalten. Während der Sommerferien soll der Junge einige Tage im Pfarrhaus verbracht haben. Dabei habe der Junge auch mehrmals in der Wohnung des Geistlichen übernachtet.

Die Straftat wurde laut Staatsanwaltschaft von der Familie erst im Oktober 2007 angezeigt. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Pfarrers seien zahlreiche Filme und Dateien mit pornografischem Inhalt sichergestellt worden.

Nach Angaben des Essener Bistums wurde der Beschuldigte von Ruhrbischof Felix Genn umgehend beurlaubt. "Sobald wir Kenntnis von einem solchen Verdacht erlangen, wird der Bischof sofort den Priester oder Mitarbeiter beurlauben. So ist es auch unmittelbar nach Bekanntwerden in diesem Fall geschehen." betont Ulrich Lota, Sprecher des Bistums Essen im domradio-Interview. Gegen den Priester werde auch ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet. Es gebe, wie in allen deutschen Diözesen, eine Verfahrensordnung, nach der nun vorgegangen wird.

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