Zollitsch bedauert Absage der Traditionalisten

Kein Verständnis

Erzbischof Robert Zollitsch bedauert, dass die traditionalistische "Priesterbruderschaft St. Pius X." die Aufforderung des Vatikan zur theologischen und kirchenpolitischen Aussöhnung zurückgewiesen hat. Die Forderungen Roms seien "grundlegend für das katholische Kirche-Sein und stellen keinerlei Diskriminierung oder Herabwürdigung dar", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Erzbischof Robert Zollitsch (DBK)
Erzbischof Robert Zollitsch / ( DBK )

«Jeder, der den ehrlichen Wunsch hegt, in Gemeinschaft mit der katholischen Kirche zu leben, muss ihnen selbstverständlich zustimmen können.» Zollitsch betonte, dass der für die Traditionalisten zuständige Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos und auch Papst Benedikt XVI. sich in den vergangenen Jahren immer wieder um eine Aussöhnung bemüht und viele Brücken gebaut hätten. «Eine Brücke kann aber nur ihrer Funktion dienen, wenn sie auch von der anderen Seite her angenommen und benützt wird», sagte Zollitsch.

Die Priesterbruderschaft hatte am Dienstag erklärt, Rom müsse zunächst die Exkommunikation gegen die Gemeinschaft aufheben, um die Ernsthaftigkeit des Dialogs zu untermauern. Die Gruppierung, die sich um den verstorbenen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) bildete, erklärte, die Forderungen des Vatikan stünden in ihrer vagen Formulierung in Widerspruch zur Dringlichkeit eines Ultimatums. Eine Übereinkunft mit dem Vatikan müsse allen wichtigen lehrmäßigen Fragen Rechnung tragen.

Der Vatikan hatte die Traditionalisten aufgefordert, bis Ende Juni eine Fünf-Punkte-Erklärung mit Bedingungen für eine mögliche Wiedereingliederung in die römische Kirche zu unterzeichnen. Dabei sollten sie den Papst als höchste Lehrautorität anerkennen. Für den Fall einer Einigung könnte die Priesterbruderschaft den Status einer Personalprälatur analog zum Opus Dei erhalten, hieß es.

1988 war eine vom damaligen Kurienkardinal Joseph Ratzinger in mehreren Gesprächen mit Lefebvre geplante Einigung im letzten Moment gescheitert. Lefebvre weihte daraufhin Ende Juni 1988 ohne Zustimmung und entgegen der Warnung von Papst Johannes Paul II. vier seiner Anhänger zu Bischöfen. Er selbst und die vier Geweihten zogen sich damit die Exkommunikation zu.

Einer dieser vier Bischöfe, der heutige Leiter der Priesterbruderschaft, Bernard Fellay, hatte den Vatikan wiederholt um Rücknahme der Exkommunikation gebeten. In den vergangenen Jahren wandte er sich mehrfach an Castrillon Hoyos, den Präsidenten der Kommission «Ecclesia Dei», die der Papst 1988 für den Kontakt zu den Traditionalisten eingesetzt hatte.