Unterstützung für Anglikaner-Primas im Streit um Homosexuelle

Nicht der "Prügelknabe"

Im Streit über bekennende Homosexuelle in der anglikanischen Kirche erhält der vom konservativen Flügel kritisierte Ehrenprimas der Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, Unterstützung. Williams dürfe nicht zum Prügelknaben für Probleme der Kirche gemacht werden, sagte der Erzbischof von York, John Sentamu, auf der in seiner Stadt tagenden Generalsynode der Kirche von England.

 (DR)

Wie britische Medien berichteten nannte er die Angriffe gegen den Ehrenprimas ungerechtfertigt. Sie spiegelten nicht seine wahre Persönlichkeit wider.

Wie britische Medien am Montag berichteten, diskutiert die derzeit in York tagende Generalsynode der Kirche unter anderem die Einsetzung von drei Komplementär-Bischöfen zur Betreuung von Gemeinden, die keine Frauen im Episkopat akzeptieren wollen. Das System solle ähnlich funktionieren wie die sogenannten fliegenden Bischöfe, die etwa nach der Zulassung von Frauen zum geistlichen Amt 1992 oder zuletzt nach der Weihe eines bekennenden Homosexuellen in den USA eingesetzt wurden. Eine erste Abstimmung über die neuerliche Sonderregelung solle am Montagabend stattfinden. Aus Angst vor einem innerkirchlichen Aufstand hatten sich Williams und Sentamu zunächst für eine rechtlich bindende Regelung ausgesprochen. Eine Mehrheit in der Kirche zieht jedoch eine freiwillige Regelung vor.

Der Vorschlag des Bischofs von Ripon und Leeds, John Packer, soll unter anderem jene rund 1.300 konservativen Geistlichen besänftigen, die drohen, die Kirche im Fall einer Zulassung von Frauen zum Bischofsamt zu verlassen. Weibliche anglikanische Geistliche wollen derweil die von ihnen als diskriminierend empfundenen Sonderregelungen verhindern. Nach der Zulassung von Frauen zum geistlichen Amt waren in den 90er Jahren mehrere hundert konservative anglikanische Geistliche zum Katholizismus übergetreten.

Angeblich Gespräche im Vatikan
Der Bischöfinnen-Streit ist ein weiterer Schlag für den um Ausgleich bemühten Ehrenprimas der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury. Er wies am Sonntag Berichte über Geheimtreffen von konservativen Anglikanern und der Glaubenskongregation im Vatikan zurück. Vatikanische Quellen sollen die Gespräche jedoch der britischen Tageszeitung «The Guardian» bestätigt haben. Beobachtern zufolge könnten erneut zahlreiche Anglikaner aus Protest zum Katholizismus übertreten. Erst im Juni gründeten Konservative eine Gemeinschaft Bekennender Anglikaner (FOCA), die nach eigenen Angaben innerhalb der Kirche agieren soll.

Konservative Anglikaner hatten Williams fehlende Führungsqualitäten vorgeworfen, weil er es versäumt habe, «Abtrünnige» in der Kirche zu
disziplinieren. Mehr als 200 Bischöfe wollen die Lambeth-Konferenz, das höchste Beschlussgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft, Ende Juli boykottieren. Williams gerät deswegen zunehmend unter Druck. Die Krise um seinen Führungsstil dürfte sich am Montag weiter verschärfen, wenn die Generalsynode der Kirche von England über die Bischofsweihe für Frauen entscheidet.