Der Papst hat seinen Urlaub in Südtirol begonnen

Mit roten Bergstiefeln in den Urlaub

"In Brixen bin ich, wenn ich im Priesterseminar die Zimmer bezogen, im Dom meinen ersten Besuch gemacht und in der Pfarrkirche eine Kerze angezündet habe", sagte Joseph Ratzinger einmal. Ob er als Benedikt XVI. dieses Ritual so weiter pflegen kann, wird sich zeigen. Aber immerhin wird es ihm vier Jahre nach seinem letzten Urlaub im "geliebten Südtirol" gelingen, als Papst dorthin zurückzukehren.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Papst Benedikt XVI. ist am Montag in Bozen von Bischof Wilhelm Egger und Landeshauptmann Alois Durnwalder begrüßt worden. Vom Flughafen fuhr Benedikt XVI. dann im Auto-Konvoi ins 30 Kilometer entfernte Brixen.

Bis zum 11. August wird sich Benedikt XVI. in Südtirol erholen. Der Urlaub sei rein privat, hieß es im Vatikan. Ein kleines Programm gibt es aber trotzdem.

An den beiden Sonntagen wird der Papst die Angelusgebete auf dem Domplatz von Brixen sprechen. Die 9.000 kostenlosen Zutrittskarten sind seit Wochen vergeben.

Außerdem will Benedikt XVI. am 6. August in der Kathedrale von Brixen mit den rund 350 Priestern, Diakonen und Seminaristen des Bistums Bozen-Brixen zusammentreffen. Wie bei seinen regelmäßigen Treffen mit dem Klerus seines Bistums Rom wird das Kirchenoberhaupt dabei Fragen der Geistlichen beantworten.

Schon zehn Mal urlaubte der jetzige Papst in Brixen, gerne auch mit seinen Geschwistern. Möglicherweise sind verwandtschaftliche Bande bei der Liebe der Ratzingers zu Südtirol mit im Spiel. Schließlich stammte die Großmutter Maria Peintner-Rieger, die später nach Bayern auswanderte, aus Raas bei Brixen. So ganz festlegen wollen sich die Autoren eines neuen Büchleins mit dem Titel "Mein geliebtes Südtirol" aber nicht. Darin schildern Josef Innerhofer und Karl Gruber Anekdoten aus früheren Aufenthalten des bayerischen Theologen. Erstmals reiste Ratzinger im August 1967 nach Brixen, um vor den Seminarregenten des deutschen Sprachraums als Hauptreferent über das gerade beendete Zweite Vatikanische Konzil zu sprechen.

"Der Aufenthalt muss ihm sehr zugesagt haben", erinnert sich ein Hotelbesitzer, bei dem der bekannte Professor damals abstieg. Denn von da an reiste Ratzinger jeden August für 14 Tage mit seinem Bruder und seiner in dieser Zeit noch lebenden Schwester Maria zur Erholung an. 1977, nach seiner Ernennung zum Erzbischof von München und Freising, zog er das Priesterseminar als Quartier vor, blieb aber der Küche des Hotelbesitzers treu. Denn dort gab es seine geliebten Preiselbeerpalatschinken.

Für Aufregung sorgte 1992 ein Unfall
Die Urlaubstage verliefen meist unspektakulär: Früh aufstehen, Stundengebet, Messe. Beim Essen gab es keine Extravaganzen für den hohen geistlichen Gast, stets wurde für alle das Gleiche gekocht.  Regens Ivo Muser hat den Kardinal als "vornehm, zurückhaltend, aber geistreich" in Erinnerung: "Vor allem bei Tisch konnte man seine humorvolle, feine Art erleben."

Für Aufregung sorgte 1992 ein Unfall. Vermutlich beim Aufstehen vom Drehsessel am Schreibtisch, wie es in dem Buch heißt, stürzte Ratzinger und schlug mit dem Kopf am Heizkörper auf. Der Hausverwalter und sein Bruder Georg fanden ihn, als er sich im Badezimmer gerade das Blut vom Kopf wusch. Bis der Notarzt kam, kümmerte sich die Schwester Oberin um ihn. Im Spital musste die Wunde genäht werden. Nach ein paar Tagen sei der Kardinal wieder ins Seminar zurückkehrt, wo ihn die Schwester regelmäßig verarztete - "und er hat dabei Witze gemacht", erinnert sie sich.

Im Priesterseminar nahm sich Ratzinger immer Zeit zum Schreiben. Im Sommer 2003 arbeitete er bereits an den ersten Kapiteln seines 2007 erschienenen Jesus-Buches. Ob das auch in diesem Jahr wieder so sein wird, bleibt abzuwarten. Vorgenommen hat sich der Papst jedenfalls, auch öfter in die Tasten zu greifen. Der Flügel der Hausgemeinschaft steht für den Mozart-Freund schon bereit.

Eigene Bergstiefel kreiert - in Rot
Ausflüge mit wechselnder Begleitung sind ein fester Bestandteil im Urlaub der Ratzingers. Unter anderem kutschierte sie Seminarverwalter Serafin Troi als Fahrer zu Sehenswürdigkeiten seiner Heimat. Auch per Hubschrauber haben die Brüder Südtirol schon erkundet. Über den Vinschgau flogen sie 1992 zur höchstgelegenen Benediktinerabtei Europas nach Marienberg.

Sollte sich der Papst im August in Räuberzivil auf Wanderschaft begeben, wird er trotzdem zu erkennen sein. Dafür sorgt schon sein Schuster Adriano Stefanelli aus Novara. Eigens für seinen prominenten Kunden hat er neue Bergstiefel kreiert - in Rot.

Hinweis: Das Buch "Mein geliebtes Südtirol. Papst Benedikt XVI." von Josef Innerhofer und Karl Gruber ist 2008 in der Verlagsanstalt Athesia Bozen 2008 erschienen und kostet 16,90 Euro.