Zentralrat der Juden kritisiert Priesterbruderschaft

Belastung für den Dialog

Der Zentralrat der Juden hat die katholische Kirche aufgefordert, sich umgehend und klar von der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu distanzieren. Was die vom Vatikan nicht anerkannte Priesterbruderschaft über das Judentum verbreite, sei ein "bösartiger Angriff auf jeden Kurs der Verständigung und Versöhnung zwischen katholischer Kirche und Judentum".

 (DR)

Der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, wirft der Priesterbruderschaft "Giftmischerei" vor. Die Priesterbruderschaft hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an die katholischen deutschen Bischöfe eine umfassende Kursänderung in der Kirche gefordert und unter anderem auch den Dialog mit dem Judentum kritisiert. Dazu heißt es in dem vom deutschen Distriktoberen, Pater Franz Schmidberger, formulierten Brief, die heutigen Juden seien «nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben, wie der Papst bei seinem Synagogenbesuch in Rom 1986 behauptete; sie sind vielmehr des Gottesmordes mitschuldig, so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren».

Graumann sagte dazu, es handele sich um die schlimmsten Klischees gegen Juden, die in der Geschichte immer wieder zu Pogromen und auch zum Holocaust geführt hätten. Der Zentralrat erwarte von der Deutschen Bischofskonferenz ein klares Signal der Distanzierung von der Priesterbruderschaft. Eine solche Strömung dürfe in der katholischen Kirche keinen Platz haben.

Die Bruderschaft St. Pius X. war 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet worden. Laut Bischofskonferenz handelt es sich um eine Gemeinschaft, «die nicht Teil der katholischen Kirche ist, da sie mit Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht übereinstimmt, zum Beispiel über die Ökumene und das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen». Dies werde auch an den aktuellen Aussagen deutlich.