Hamburger Weihbischof kritisiert Priesterbruderschaft Sankt Pius X.

"Schismatische Splittergruppe"

Der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat die Priesterbruderschaft Sankt Pius X. als spalterische Randgruppe bezeichnet. Gleichzeitig wies er Kritik des Zentralrats der Juden an der Deutschen Bischofskonferenz im Zusammenhang mit Äußerungen der vom Vatikan nicht anerkannten Bruderschaft zurück.

 (DR)

«Was von dieser Splittergruppe vertreten wird, hat nichts mit der klaren Sicht der katholischen Kirche zu tun», sagte der Weihbischof am Montag in Hamburg. «Das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Juden hat verlässliche Grundlagen, und die alten Vorurteile sind längst ausgeräumt», betonte Jaschke, der in der Deutschen Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog zuständig ist.

Vom Zentralrat erwarte er, dass er die Kirche kenne. Eine schismatische Splittergruppe herauszustellen und mit ihr die katholische Kirche zu kritisieren, «halte ich für unverantwortlich», so Jaschke. Katholiken und Juden brauchten einen ruhigen und verlässlichen Umgang miteinander. «Geben wir solchem Unsinn keine Öffentlichkeit! Wer ihn verbreitet, auch in der Kritik, stört den Dialog», sagte der Hamburger Weihbischof.

Der Zentralrat der Juden hatte die katholische Kirche vergangene Woche zu einer klaren Distanzierung von der Priesterbruderschaft aufgefordert. Diese hatte in einem Brief an die katholischen deutschen Bischöfe auch den Dialog mit dem Judentum kritisiert. Die heutigen Juden seien «nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben, wie der Papst bei seinem Synagogenbesuch in Rom 1986 behauptete; sie sind vielmehr des Gottesmordes mitschuldig, so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren», heißt es in dem Schreiben.

Der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, nannte diese Ausführungen «giftmischerisch» und einen «bösartiger Angriff auf jeden Kurs der Verständigung und Versöhnung zwischen katholischer Kirche und Judentum».

Die Bruderschaft St. Pius X. war 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre
(1905-1991) gegründet worden. Ihr Protest richtet sich vordergründig gegen die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils. Zugleich lehnt sie die Konzilsbeschlüsse zu den Themen Ökumene, Religionsfreiheit und Demokratie ab.