Scientology-Expertin Caberta erklärt Rückzug

"...viele Erfolge zu verzeichnen"

Noch im vergangenen September hatte Ursula Caberta in Hamburg einen vielbeachteten Auftritt US-amerikanischer Scientology-Aussteiger organisiert. Anwälte und Schauspieler berichteten damals von Erfahrungen mit der selbst ernannten Kirche. Jetzt erklärte die Leiterin der einzigartigen Hamburger Arbeitsgruppe Scientology überraschend ihren Rückzug aus dem Amt.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Dass die Veranstaltung unter massiven Sicherheitsvorkehrungen stattfand und Scientology-Aktivisten vor dem Gebäude Flugblätter verteilten, in denen sie die Scientology-kritische Organisation "Anonymous" sowie die Podiumsteilnehmer der Lüge bezichtigten, ließ Caberta sichtlich kalt. Auf die Frage, was sie nach all den Jahren für diese nervenaufreibende Arbeit motiviere, hatte die Sekten-Expertin fast unwirsch erwidert: "Wir haben doch viele Erfolge zu verzeichnen."

In der Tat weist Caberta unermüdlich auf Gefahren durch den weltweit agierenden "Konzern" hin und entlarvt die Strategien der vom einstigen Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard (1911-1986) gegründeten Organisation. Weit über Hamburg hinaus machte die studierte Volkswirtin die Gruppierung bekannt, der Experten die Ablehnung der Demokratie und verfassungsfeindliche Ziele bescheinigen. Caberta beriet und beschützte Aussteiger, gab ein "Schwarzbuch Scientology" heraus und plädierte immer wieder für ein Verbot der Gruppierung.

Der Senat begründet den Schritt der Expertin offiziell mit Cabertas persönlicher Lebensplanung: Sie wolle sich nach so langer Zeit innerhalb der Hamburger Verwaltung verändern, verlautet jetzt aus der Innenbehörde. Spekuliert wird allerdings über mangelnde Unterstützung durch die Regierung der Hansestadt. So seien derzeit drei der fünf Planstellen ihrer Arbeitsgruppe unbesetzt - zu viele, um effektiv gegen Scientology vorgehen zu können. Dass die Bekämpfung der Psycho-Gruppierung für den schwarz-grünen Senat keine Priorität habe, weist dieser indes mit Nachdruck zurück. Derzeit seien freilich weder ein neuer Posten noch ein Nachfolger für Caberta gefunden, heißt es.

Die mahnende Stimme der Expertin wird fehlen
Wer auch immer ihren Job übernimmt: Die mahnende Stimme der Expertin wird der Öffentlichkeit fehlen. So hatte sie im September darauf hingewiesen, dass Scientology laut Gründer Hubbard höchstens fünf Prozent der Menschheit nicht erreichen könne, da sie psychisch krank seien. Diese sollten in Lager verbracht werden. "Wir in Deutschland wissen ja, was wir von einer solchen Ideologie zu halten haben", so Caberta.

Ein bundesweites Verbot der Organisation gibt es zwar nicht, doch wertete sie es als Erfolg, dass Scientology heute "als neue Form des politischen Extremismus" anerkannt sei und weiter vom Verfassungsschutz beobachtet werden dürfe. Dass die Hollywood-Produktion "Operation Walküre" mit dem bekennenden Scientologen Tom Cruise in der Titelrolle in Deutschland nicht der erhoffte Kassenschlager ist, dürfte Caberta ebenfalls freuen. Dass ein "Mitglied einer verfassungsfeindlichen Organisation in Deutschland hofiert" werde, hatte sie scharf kritisiert.

In Hamburg sind die Erfolge der scheidenden Expertin geradezu augenfällig. Zwar versucht Scientology laut Caberta, mit Briefkastenwerbung und an Schulen neue Interessenten zu akquirieren.
Auch ist die Organisation die einzige selbst ernannte "Kirche", die ausgerechnet in der "Domstraße", wenige hundert Meter vom Rathaus entfernt, residiert. Doch ansonsten sucht man sie vergebens im Straßenbild: Öffentliche Werbung ist Scientology in der Hansestadt untersagt. Auch ein Verdienst von Ursula Caberta.