Ermittler prüfen U-Bahn-Baumängel Einsturzursache von Kölner Stadtarchiv

Pfusch am Bau?

Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs könnte durch Mängel beim Bau der U-Bahn verursacht worden sein. Die Ermittler prüften intensiv, ob die Wände in der unterirdischen Stadtbahn-Baustelle falsch berechnet wurden oder ob es bei ihrer Herstellung einen Fehler gab, berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Mitarbeiter einer Baufirma aus Thüringen hätten ausgesagt, Teile der sogenannten Schlitzwand seien plötzlich eingebrochen. Dabei seien große Mengen Wasser und Kies in die unterirdische Baustelle gespült worden.

 (DR)

Bei der Staatsanwaltschaft heißt es nach dem Bericht des Hamburger Magazins, diese Darstellung passe zu der Tatsache, dass Arbeiter sofort nach oben gerannt seien und Mitarbeiter des Stadtarchivs sowie Anwohner vor dem drohenden Einsturz gewarnt hätten. Mitarbeiter einer anderen am Unglücksort tätigen Firma aus Hessen sagten den Angaben zufolge dagegen, das Wasser sei am Boden in die Baustelle eingedrungen.

Beim Einsturz des Historischen Stadtarchivs und großer Teile von zwei angrenzenden Wohnhäusern waren bei dem Unglück am 3. März zwei Menschen ums Leben gekommen, ihre Leichen wurden inzwischen geborgen.

Die Arbeiten konzentrieren sich jetzt darauf, weitere historische Dokumente aus den Trümmern zu bergen. Derzeit werde hauptsächlich in dem U-Bahn-Bauwerk vor dem Archivgrundstück gesucht, erklärte die Stadt Köln.

Unter anderem sei mittlerweile die zweite Handschrift von Albertus Magnus zum Vorschein gekommen. Am Freitag hatten Arbeiter bereits den Nachlass des ersten deutschen Bundeskanzlers und ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer (1876-1967) unversehrt gerettet.
Am Samstag sollte das 50 Meter lange Notdach fertiggestellt werden, das die verschütteten Archivalien vor Regen schützen soll.

Zwei Drahtzäune sollen die Unglücksstelle zudem vor Diebstählen sichern. Außerdem werde das Gelände rund um die Uhr bewacht, hieß es. Das Archiv beherbergte Originaldokumente aus über tausend Jahren Geschichte, darunter 65.000 Urkunden. Ein Fünftel des Bestandes wurden nach Angaben des Leiters des Rheinischen Archivberatungszentrums, Arie Nabrings, bislang unbeschädigt geborgen.