Die Heiligland-Reise des Papstes birgt große Herausforderungen

Benedikt XVI. auf politisch vermintem Gelände

Drei Tage nach der Rückkehr aus Afrika hat der Vatikan am Donnerstag das Programm der nächsten Papstreise veröffentlicht. Am 8. Mai startet Benedikt XVI. zu seinem mit Spannung erwarteten Besuch ins Heilige Land: Nach Jordanien, Israel und in die Palästinenser-Gebiete führt die einwöchige Reise. Eine Reise, die um Klassen komplizierter werden dürfte als die nach Kamerun und Angola.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Johannes Paul II. im Jahr 2000 an der Klagemauer in Jerusalem (KNA)
Johannes Paul II. im Jahr 2000 an der Klagemauer in Jerusalem / ( KNA )

Denn das Kirchenoberhaupt besucht eine der heikelsten Regionen der Welt - sowohl politisch als auch religiös. Und er trifft eine Ortskirche, die seit Jahren zwischen allen Stühlen sitzt und in ihrem Bestand gefährdet ist.

Es ist also mehr als einfach eine «Pilgerreise», wie sie der Vatikan offiziell ankündigt. Im wesentlichen folgt Benedikt XVI. dem Programm-Schema, das Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000 absolvierte - damals freilich in einer Phase politischer Friedens-Euphorie, die später von der zweiten Intifada weggefegt wurde.

Auch wenn Benedikt überwiegend dieselben Orte besucht wie sein Vorgänger, sind doch die Unterschiede im Detail unübersehbar. So wird der Papst in Jordanien außer einer Messe mit den Katholiken und einem Besuch auf dem Moses-Berg Nebo einen starken islamischen Akzent setzen: Er besucht die Grab-Moschee von König Hussein (1935-99) - sein zweiter Moschee-Besuch überhaupt - und trifft islamische Würdenträger und Diplomaten. Dabei dürfte er sich erneut zum christlich-islamischen Gespräch bekennen und auch politisch zum Nahost-Konflikt Stellung beziehen.

In Israel steht bereits am Ankunftstag ein Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem auf dem Papst-Programm. Nach der Kritik aus Israel an Papst Pius XII. (1939-58), der im dortigen Museum mit einer umstrittenen Inschrift bedacht wurde, dürfte dieser Besuch besondere Aufmerksamkeit finden. Allerdings haben sich Vatikan und Israelis darauf geeinigt, die historische Aufarbeitung auf einen Zeitpunkt nach der Papstreise zu verschieben. Am Ankunftstag findet auch noch das «interreligiöse Treffen» statt.
Dieser Programmpunkt hatte vor neun Jahren für Ärger gesorgt, als der Islam-Vertreter erst eine polemische Rede hielt und dann vorzeitig verschwand. Diesmal ist kein Trialog von Papst, Mufti und Rabbiner vorgesehen, sondern eine Rede vor Organisationen, die sich im christlich-jüdisch-islamischen Dialog engagieren.

Mit den Religionsführern von Juden und Muslimen trifft sich der Papst erst am zweiten Besuchstag - und getrennt. Zunächst geht Benedikt XVI. zum Felsendom, in dessen Nachbarschaft der Groß-Mufti sein Büro hat. Anschließend besucht der Papst die Klagemauer mit den Resten des herodianischen Tempels, bevor er den beiden Groß-Rabbinern seinen Besuch abstattet. Anders als 2000 kann der Papst diesmal in Jerusalem eine Open-Air-Messe feiern: Am Fuß des Ölbergs, zu der rund 5.000 örtliche Christen erwartet werden.

Protokollarisch besonders delikat dürfte der Besuchstag in Bethlehem werden. Der Papst passiert den Checkpoint, wird im palästinensischen Präsidenten-Palais als Staatsgast begrüßt und feiert dann eine Messe auf dem Vorplatz der Geburtskirche. Wie Johannes Paul II. besucht auch sein Nachfolger ein Flüchtlingslager, zusätzlich stattet er dem Caritas-Baby-Hospital einen Besuch ab. Als «Hausherr» werden ihn dort die Protektoren der «Kinderhilfe Bethlehem», der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und seine Basler Kollege Kurt Koch, begrüßen.

Anders als 2000 ist auch das Papst-Programm in Galiläa im Norden Israels. Die große Freiluft-Messe soll nicht am See Genesareth stattfinden - wo damals (ausländische) Neokatechumenale den Ton angaben - sondern in Nazareth. Dort dürften die örtlichen Christen stärker im Mittelpunkt stehen.

Die Grabeskirche von Jerusalem, das größte nahöstliche Heiligtum der Christenheit, betritt der Papst am letzten Tag seiner Reise nur zu einem kurzen Besuch - und nicht zu einer Messe wie sein Vorgänger. Danach steht mit einer Visite beim griechisch-orthodoxen Patriarchen noch ein ökumenisches Highlight bevor.

Für Johannes Paul II. zählte die Heilig-Land-Reise zu den erfolgreichsten seiner 104 Auslands-Visiten. Sie trug entscheidend dazu bei, das zuvor schwankende Image des polnischen Papstes in der westlichen Welt endgültig zum Positiven zu wenden. Für Benedikt XVI.
ist das große Interesse seiner politischen und religiösen Gastgeber an dem Besuch ein wichtiges Startkapital. Ob daraus ein weltweiter Erfolg wird, hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Die zuletzt wenig glückliche Medien-Kommunikation muss besser werden, und der Pontifex muss sich auf dem schwierigen Terrain des Nahen Ostens so bewegen, dass er von keiner Partei zu Lasten einer anderer instrumentalisiert werden kann.