Ein ökumenischer "Checkpoint" beim Kirchentag

Die Protestanten und die PR-Fraktion

Der Disput über die Trennung von Katholiken und Protestanten beim Abendmahl ist auch auf dem evangelischen Kirchentag in Bremen weitergegangen. Doch die Veranstaltung "Checkpoint Ökumene" leidet gewissermaßen unter dem Grundproblem, das der konfessionelle Dialog zurzeit hat: Das Ziel ist nicht recht klar.

Autor/in:
Bernd Buchner
 (DR)

"Meinen Sie nicht, dass Katholiken nicht auch ein wenig protestantisch sind?" Friedrich Schorlemmer hat die Lacher auf seiner Seite, als er seinen ganz persönlichen Ökumenismus erläutert.

Doch der berühmte Wittenberger Pfarrer legt am Freitag beim Bremer Kirchentag auch die Finger in die konfessionellen Wunden, spricht von den Chancen, die der deutsche Papst verpasse, empfiehlt den Kirchen gegenseitige Anerkennung und kritisiert eine "verplapperte Verschiedenheit". Das Publikum stimmt zu, aber gelacht wird nicht mehr viel.

Der "Checkpoint Ökumene", dessen Gast Schorlemmer ist, leidet gewissermaßen unter dem Grundproblem, das der konfessionelle Dialog zurzeit hat: Das Ziel ist nicht recht klar. Man kommt gut aus, die Basis funktioniert, doch die amtskirchlichen Mühlen mahlen langsam und die theologischen Grundfragen sind ungelöst. Dem kann auch Magdeburgs katholischer Bischof Gerhard Feige nicht abhelfen, der den "langen Atem und weiten Geist" des katholischen Glaubens betont, ansonsten aber auf die Wiederholung jeglicher dogmatischer Positionen verzichtet.

Weißer Mann mit roten Schuhen
An Dogmatismen und manche konfessionellen Klischees ist die Veranstaltung, die weitab vom Zentrum des Kirchentagsgeschehens stattfindet, dennoch nicht arm. Dafür sorgt schon der evangelische Schulseelsorger Matthias Hülsmann aus Walsrode, dem auf die Frage, was er an den Katholiken denn schätze, die prägnante Formel einfällt: "Die PR." Schließlich versammele dort ein Mann in weißem Gewand und roten Schuhen Millionen vor dem Fernsehapparat. Worauf Co-Moderator Markus C. Leitschuh, selbst katholisch, schlagfertig
kontert: "Das nennen wir Amt und nicht PR."

Das Amt ist sonst nicht "Checkpoint"-Thema, auch die Abendmahlsfrage wird nur vereinzelt angetippt. Schorlemmer kündigt forsch an, nächstes Jahr nicht zum Ökumenischen Kirchentag nach München zu kommen, wenn es dort keine eucharistische Gastfreundschaft gebe.

Dagegen warnen Feige und die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Magdalena Bogner, vor zu großen Erwartungen. Hobby-Gärtnerin Bogner findet folgende Formel: "Man kann den Salat nicht aus dem Boden ziehen, sondern muss ihn wachsen lassen."

Allergisch gegen Weihwasser
Was der "Ausflug in zwei Kirchenwelten", so der Titel der Veranstaltung, an theologischer Tiefe vermissen lässt, wird durch Humor und Situationskomik wettgemacht. So bekennt Bogner ihre seit Kindheit währende Liebe zum typisch katholischen Weihrauch und schließt mit dem trockenen "Heute bin ich allergisch dagegen" und der Schilderung von Hustenanfällen in der Osternacht. Schorlemmer
sekundiert: "Unser Weihrauch ist die Musik." Da passt es gut, dass Feige zuvor von der evangelischen Kirchenmusik geschwärmt hat.

Und Luther? Der Wittenberger Reformator darf bei einem ökumenischen Podium kurz vor dem 500. Jahrestag der Reformation natürlich nicht fehlen. Die Auflösung seines Banns stehe ja noch aus, so Schorlemmer augenzwinkernd, dem Vatikan sei es ja bekanntlich möglich, "sehr problematische Leute zu integrieren". Noch einmal Lachen. So bietet der "Checkpoint" zwei unterhaltsame Stunden, nett geht es zu und auch ein wenig polemisch. Von den Fragen, die aufkommen, sind die meisten zielführend, doch beantwortet werden die wenigsten von ihnen.

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