Theologe Lob-Hüdepohl übernimmt Leitung der Katholischen Uni

Von Berlin ins beschauliche Eichstätt

Mit seinem roten Lockenkopf sieht der Mann aus, als sei er selbst fast noch ein Student. Doch auf den 48-jährigen Andreas Lob-Hüdepohl warten ab heute Aufgaben von anderem Format. Nach der überraschenden Absage des bereits gewählten Präsidenten Reinhard Hütter gilt es, den ungewollten erneuten Imageschaden vergessen zu machen.

Autor/in:
Barbara Just
Porträt von Andreas Lob-Hüdepohl (KNA)
Porträt von Andreas Lob-Hüdepohl / ( KNA )

Der Eichstätter Bischof und Stiftungsratsvorsitzende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), Gregor Maria Hanke, hat den Theologieprofessor zum Interimspräsidenten der einzigen katholischen Uni im deutschen Sprachraum ernannt. Erfahrung bringt der schlaksige Berliner mit, denn zwölf Jahre leitete er zuletzt die Katholische Hochschule für Sozialwesen in Berlin. Dorthin will er als Professor für theologische Ethik auch wieder zurückkehren, wenn die Arbeit im Altmühltal getan ist.

Und zu tun gibt es viel. Nach der überraschenden Absage des bereits gewählten Präsidenten Reinhard Hütter gilt es, den ungewollten erneuten Imageschaden vergessen zu machen. Immerhin war Hütter bereits der zweite gewählte Präsident, der sein Amt dann doch nicht antrat. Zuvor war der Theologe und Manager Ulrich Hemel am Veto von Hanke gescheitert. Nun muss eine erneute Ausschreibung erfolgen.

Lob-Hüdepohl weiß um die Befindlichkeiten, ist er doch seit 2007 sogenanntes auswärtiges Mitglied im Hochschulrat der KU. Bald wird er sich tiefer in den Hochschulbetrieb einzuarbeiten haben. Zwei weitere Vizepräsidenten sollen ihm an die Seite gestellt werden.

Erfahrung mit Aufregungen
Erfahrung mit Aufregungen um Führungsposten dürfte der promovierte Theologe derzeit genug haben. Er gehört auch dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) an, deren Präsidentenwahl vorläufig auf Herbst verschoben wurde, weil der einzige Kandidat nicht die mehrheitliche Zustimmung bei der Deutschen Bischofskonferenz fand.

Lob-Hüdepohl selbst kann sich für seine neue Aufgabe dem Wohlwollen des Trägers und damit auch der bayerischen Bischöfe sicher sein. Sie setzen mit dem gebürtigen Wuppertaler auf einen kompetenten und diskussionsfreudigen Mann, der bisher als Vorzeigekatholik und gesuchter Gesprächspartner im säkularisierten Berlin auftrat.

Sein Spezialgebiet ist die katholische Ethik. So meldet er sich zu Wort, wenn es Fragen zur Stammzellforschung oder zur Patientenverfügung geht, oder diskutiert mit dem umstrittenen Leichenpräparator Gunter von Hagens über dessen Ausstellung "Körperwelten".

Man darf gespannt sein
Als einer, der in den 1980er Jahren in Bonn bei dem Moraltheologen Franz Böckle studierte, mahnt Lob-Hüdepohl auch schon mal die eigene
Zunft: "Moraltheologen dürfen sich nicht in alte Worthülsen flüchten, sondern müssen ihr Potenzial in den Denkkategorien der profanen Welt durchdeklinieren", so seine Überzeugung. Die theologische Tradition müsse neu durchgearbeitet werden, auch wenn es zu Differenzen mit dem Lehramt kommen könne.

Man darf gespannt sein, wie Lob-Hüdepohl die Herkulesaufgabe in Eichstätt schultern wird. Wer ihn in Interviews reden hört, wenn es um seine Fachgebiete geht, spürt dabei stets das Engagement für die Sache. Eigentlich wollte er ab Herbst mehr Zeit für die Forschung haben, nun ist es anders gekommen. Seinen Rucksack, den der verheiratete Professor immer mit sich führt, wird er auf Zeit vom Prenzlauer Berg ins beschauliche Altmühltal schleppen. Leichter wird die Last wohl nicht werden. Dafür leben in Eichstätt deutlich mehr Katholiken als in Berlin, und die bayerisch-barocke Lebensfreude könnte dem Rheinländer auch gefallen.