Christliche Kirchen schlagen alternative Lösung vor

Debatte um muslimischen Feiertag

Der Vorschlag der Türkischen Gemeinde in Deutschland, allen Schulkindern an einem muslimischen Feiertag frei zu geben, sorgt weiter für Diskussionen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßt die Idee, beide christlichen Kirchen lehnen sie ab - schlagen aber eine andere Lösung vor.

 (DR)

"Muslimische Kinder könnten an hohen muslimischen Feiertagen vom Unterricht befreit werden, um religiösen Pflichten nachzugehen", betonte jedoch der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, am Dienstag in Bonn. "Solche Möglichkeiten gibt es ja schon seit Längerem für katholische Kinder in der Diaspora."

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, lehnte den Vorschlag in diesem Umfang ab. Es gebe einen "Vorrang für christliche Feiertage in der Kultur unseres Landes", sagte Huber ebenfalls der FAZ. Darüber bestehe ein breiter Konsens. Die Feiertagskultur beruhe auf einer Jahrtausende langen Prägung Deutschlands. Er befürworte allerdings die Möglichkeit, muslimische Schüler auf Anfrage an Festtagen des Islams für die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen vom Unterricht zu befreien, betonte der Berliner Landesbischof.

Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, hatte für einen schulfreien muslimischen Feiertag für alle Schüler plädiert, um ein "Zeichen der Toleranz" zu setzen. Kolat hatte in der "Berliner Zeitung" dafür plädiert, allen Schülern beispielsweise zum Fest des Fastenbrechens am Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan schulfrei zu geben. "Das wäre ein Zeichen der Toleranz", erklärte der TGD-Vorsitzende. An diesem sogenannten Zuckerfest hätten die muslimischen Schüler ohnehin frei.

Zentralrat für ähnliche Lösung für jüdischen Feiertag
Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte die Empfehlung des TGD-Vorsitzenden Kenan Kolat. Der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, sprach sich in der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwoch) dafür aus, auch einen jüdischen Feiertag unterrichtsfrei zu halten. In Politik und Kirche stieß Kolats Vorschlag indes auf Ablehnung.

Kramer sprach sich dafür aus, eine entsprechende Regelung auch für den Jom Kippur, das jüdische Fest der Versöhnung, einzuführen, damit sich die Schüler der Bedeutung des Tages bewusst würden.

Laschet: Klamauk a la Kolat
Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) bezeichnete den Vorstoß des TGD-Vorsitzenden in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" dagegen als "Klamauk a la Kolat". In der Integrationspolitik gehe es um wichtigere Fragen. "Wir müssen Bildungs- und Aufstiegschancen und Deutschkenntnisse für Zuwandererkinder verbessern, statt neue Feiertage einzuführen", so der Minister.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband, dem rund 100 Migrantenorganisationen angehören, wies die Idee eines allgemeinen muslimischen Feiertages zurück. "Das würde andere Religionen nur vor den Kopf stoßen", sagte die Verbands-Vorsitzende Heidi Merk der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). Merk befürwortete einen "Tag der Religionen" an einem normalen Samstag oder Sonntag. "Solange die Mehrzahl der Deutschen nicht weiß, was Muslime sind, ist ein spezieller Feiertag überhaupt nicht zu verstehen."

Die Türkische Gemeinde in Deutschland will als Dachorganisation die Interessen der Türken gegenüber staatlichen Institutionen und der Öffentlichkeit vertreten. Nach eigenen Angaben repräsentiert sie auf Länderebene sowie in Berufs- und Fachverbänden rund 270 Einzelvereine.