Ägypten: Mutmaßliche Attentäter gegen Kopten verhaftet

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Nach dem blutigen Anschlag auf eine koptische Kirche in Ägypten hat die Polizei drei mutmaßliche Täter festgenommen. Wie der arabische Sender El Dschasira am Freitag meldet, soll es sich bei einem der Männer womöglich um einen Verwandten des zwölfjährigen muslimischen Mädchens sein, dessen angebliche Vergewaltigung durch einen Christen mutmaßlich der Grund für das Attentat war.

 (DR)

Bei dem Anschlag im mittelägyptischen Nag Hammadi waren am späten Mittwochabend sechs koptische Gottesdienstbesucher und ein muslimischer Wachmann getötet worden; zwei weitere Christen erlagen später ihren Verletzungen. Laut Augenzeugenberichten hatten die Angreifer nach dem koptischen Weihnachtsgottesdienst wahllos auf die Gläubigen vor der Kirche geschossen. Laut ägyptischem Innenministerium handelt es sich um den schwersten derartigen Vorfall seit zehn Jahren.

Muslimische Verbände in Deutschland verurteilten den Anschlag.
«Übergriffe wegen Andersgläubigkeit finden in keiner Religion eine Berechtigung», sagte der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Bekir Alboga, am Freitag in Köln. Besonders betrübe die Muslime, «dass dieser Übergriff im Zeitraum der höchsten christlichen Feiertage stattfand». Anschläge unter Missbrauch der Religion seien nicht akzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen.

Proteste der Christen
Im Anschluss an die Bluttat kam es in Nag Hammadi zu wütenden Protesten der christlichen Bevölkerung und Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die koptischen Christen machen laut Schätzungen knapp zehn Prozent der 83 Millionen Einwohner Ägyptens aus.

Der Leiter des katholischen Informationsbüros in Heliopolis, Rafik Greiche, zeigte sich besorgt über die Situation der Christen im Land. Der Anschlag auf die koptische Gemeinde in Nag Hammadi habe Angehörige aller Konfessionen beunruhigt, sagte der katholische Priester laut Vatikanzeitung «Osservatore Romano» (Freitag). Die Atmosphäre sei «bedrückend». Während sich die Christen in Kairo relativ sicher fühlten, herrsche auf dem Land ein ganz anderes Klima.

Vermischung der Ursachen
Angriffe entständen immer «aus einer Mischung von Religionshass und zufälligen Vorwänden», sagte Greiche. Er verwies auf die Ermordung eines Christen am vergangenen Osterfest in Hegaza. Der Vorfall habe sich unter ähnlichen Umständen ereignet wie die jüngste Bluttat von Nag Hammadi.

Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland versicherte, die Muslime seien in ihren Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen. Der koptischen Gemeinde in Ägypten und in Deutschland gebühre tiefstes Beileid. Dem Koordinationsrat gehören die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland (IRD) sowie der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) an.

Vatikan solidarisch
Der Vatikan hat Betroffenheit und Solidarität mit der koptischen Kirche bekundet. Jedes ungerechte Leiden von Christen sei eine «Wunde am Leib Christi», die alle Gläubigen teilten, schreibt der für Ökumene zuständige Kurienkardinal Walter Kasper an das Oberhaupt der koptischen Kirche, Papst und Patriarch Schenuda III. Angesichts von Unterdrückung müssten Christen aller Konfessionen Einigkeit zeigen und «gemeinsam den Frieden suchen, den nur Christus geben kann», so der Kardinal in seiner am Freitag veröffentlichten Botschaft.