Brasiliens Altenpastorale bangt ums Überleben

Kein Land für alte Menschen

Das Erdbeben in Haiti könnte auch für die ältere Generation von Brasilianern Folgen haben. Denn mit der brasilianischen Ärztin Zilda Arns, die unter den Trümmern einer Kirche in Port-au-Prince ums Leben kam, haben Brasiliens Alte ihre wichtigste Fürsprecherin verloren. Nun bangt die von Arns gegründete und geleitete katholische Seelsorge für Alte um ihr finanzielles Überleben.

Autor/in:
Thomas Milz
 (DR)

Brasilien ist ein junges Land. Nach dem letzten Zensus aus dem Jahr 2000 sind lediglich neun Prozent der Bevölkerung 60 Jahre oder älter. So verwundert es nicht, dass das Augenmerk der Regierung auf Programmen für junge Menschen liegt. Auch Dank der Sozialarbeit von Zilda Arns, die 1983 auf Anregung der Brasilianischen Bischofskonferenz die Kinderpastorale ins Leben rief. Seitdem hat die Pastorale Millionen von bedürftigen Kindern betreut, in Brasilien wie auch in anderen Ländern. Im Jahre 2004 bat die Bischofskonferenz Arns, nach dem Vorbild der Kinderpastorale eine Organisation zur Betreuung alter Menschen ins Leben zu rufen. In den fünf Jahren ihres Bestehens hat die Altenpastorale gut 160.000 bedürftige ältere Menschen in ganz Brasilien betreut.

Doch die landesweit aufgebauten Strukturen verschlingen viel Geld.
Ende vergangenen Jahres hatte Arns, die die Schwester des brasilianischen Kardinals Paulo Evaristo Arns war, vom brasilianischen Gesundheitsministerium eine Zusage über umgerechnet 230.000 Euro für das Jahr 2010 erhalten. Doch die laufenden Kosten der Altenpastorale werden damit nicht zu decken sein. Dabei hatte sich die Altenpastorale für 2010 eigentlich viel vorgenommen: Um fünfzehn Prozent wollte man die Zahl der Betreuten steigern. Die Finanzmisere aber wird dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machen. "Wir können seit gut vier Monaten keine Gelder mehr in die Gemeinden weiterleiten", so Ana Carolina Costa aus dem Verwaltungsrat der Pastorale. Ohne die prominente Fürsprecherin Arns wird die Altenpastorale kaum mehr Unterstützung bekommen, fürchten die Mitarbeiter.

Gelder eher für die junge Generation
Zwar galt Zilda Arns als herausragende Spendensammlerin und wusste die Werbetrommel für ihre Sozialprojekte so gut zu rühren wie wenige andere. Sie hatte es trotzdem schon schwer: Die Regierung, genauer gesagt das zuständige Gesundheitsministerium, stellt Gelder eher für die junge Generation zur Verfügung. So hat man der Kinderpastorale bereits umgerechnet gut 13 Millionen Euro für das laufende Jahr zugesagt. Insgesamt sieht der Staatshaushalt Ausgaben für die Gesundheitsbetreuung von Kindern in Höhe von umgerechnet gut 200 Millionen Euro vor. Für ältere Menschen hat das Gesundheitsministerium dagegen lediglich knapp 1,8 Millionen Euro vorgesehen.

"Leider gibt es im Bereich Gesundheit eine chronische Unterfinanzierung," sagt Marcia Bassit, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium. "So können wir nicht jede Nachfrage befriedigen." Ohne Arns und ohne die nötigen Zuschüsse der Regierung in Brasilia ist die Altenpastorale nun auf die Unterstützung von Gemeinden und Bundesländern angewiesen. In den nächsten Wochen soll hier die Entscheidung über eine Zusammenarbeit fallen.

Derweil hat der Bürgermeister von Curitiba angekündigt, ein Krankenhaus für alte Menschen, das in wenigen Tagen eingeweiht wird, nach Zilda Arns benennen zu wollen. In der südbrasilianischen Stadt liegt die am 12. Januar verstorbene Ärztin auch begraben. Zu ihrer Beerdigung war Brasiliens komplette Regierungsspitze mitsamt Präsident Luiz Inacio Lula da Silva angereist. Es bleibt zu hoffen, dass Arns' Projekt der Altenpastorale nicht mit ihr gestorben ist.