Kardinal Lehmann zum Ruf nach Papst-Wort für Deutschland

"Was sollte er uns anderes sagen?"

Nach dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat nun auch sein Mainzer Amtskollege Karl Lehmann Partei für Benedikt XVI. ergriffen. Er hält es für "hysterisch", immer wieder ein Wort des Papstes zu den deutschen Missbrauchsfällen zu fordern.

 (DR)

"Dieser ständige Ruf, dass der Papst nun ein eigenes Wort an Deutschland richten müsste, kommt mir manchmal etwas hysterisch vor", sagte der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wörtlich am Dienstag (13.04.2010) in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Der Papst sei der Oberhirte für die ganze Kirche. Wenn er etwas erkläre, dann spreche er immer zu allen, betonte Lehmann.  "Ausgerechnet die Leute, die uns sonst gelegentlich vorwerfen, wir würden mit Blick auf Rom viel zu weisungsgebunden und abhängig sein, vermissen jetzt ein Wort des Papstes." Aber dieses Wort brauche man nicht zu vermissen, denn der Papst habe sich "x-mal zum Missbrauch geäußert und ihn verurteilt".

Als Beispiele nannte der Mainzer Bischof die USA-Reise des Papstes 2008, seinen Australienbesuch im selben Jahr und den Brief an die Kirche in Irland vor wenigen Wochen. Dinge, die einerseits fast selbstverständlich und andererseits öfter gesagt seien, müsse der Papst "nicht gebetsmühlenartig wiederholen - schon gar nicht auf Befehl".

"Das Nötigste mit aller Deutlichkeit gesagt"
Kurz vor Ostern habe der Papst auch mit Erzbischof Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, über die "erschütternden Vorfälle in Deutschland" gesprochen. Deshalb sei es "überflüssig, dass man sich immer in dieser plumpen Art auf die Lauer legt, ob sich der Papst dann auch noch an Ostern dazu äußert".

Benedikt XVI. habe außerdem von Anfang an ein gutes und sensibles Empfinden gehabt, dass er sich "nicht immer wieder zu sehr als Deutscher meldet". Weil er der Papst aller sei, müsse er da eher zurückhaltend sein. Das Nötigste aber habe er auch in dem Brief an die Kirche in Irland "mit aller Deutlichkeit gesagt", ergänzte Lehmann: "Was sollte er uns in Deutschland anderes sagen?"